Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Aus: Ausgabe vom 04.02.2025, Seite 10 / Feuilleton
Postpunk

Zeckt noch

Die Band die anderen ist zurück
Von Andreas Gläser
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Maifeier auf dem Kollwitzplatz (Berlin, 30.4.1990)

Als die alten Rockhelden der späten 70er und frühen 80er aus der kleinen DDR und der weiten Welt plötzlich auf diesen nervend-klaren Sound mit Electro-Drums und ähnlichem umrüsteten, galt es einmal mehr, englische Bands in klassischen Besetzungen zu entdecken: The Smiths, The Fall, The Wedding Present. Auch in der DDR zog der Postpunk ein.

1984 ging die Band die anderen an den Start, mit flotter Musik, die an The Specials erinnerte. Alsbald brachten sie ihr Werk »Berlin Radio« unter das Volk, gefolgt von »Global Minded« – jeweils auf Kassette. Darauf fanden sich Songs, die in die Beine gingen, mit deutsch-englischen Texten, dazu ein fesches Saxophon. Der umtriebige Frontmann »Toster« schob im Laufe der Jahre einige Projekte mit an, ohne letzten Endes darin mit seiner Band aufzutauchen, ob im Kinofilm »flüstern und SCHREIEN« (1988) oder auf dem Schallplattensampler »Kleeblatt Nr. 23: die anderen bands«. Dort tauchten Bands auf, die als die jungen Wilden wahrgenommen wurden, als Teil der neuen Gruppierung »die anderen Bands«. Dass von den eher unfreiwilligen Namensgebern um Olaf Tost, Anja Schiebold und Stefan Schüler letztlich nur der Song »Gelbe Worte« auf dem Parocktikum-Sampler verewigt wurde, lag an der Konsequenz, sich vom Label Amiga nicht in die Texte reinreden zu lassen. Im Dezember 1989 löste sich die Band so unvermittelt wie lautlos auf.

Für gestählte Konzertgänger waren die anderen oft zu erleben gewesen. Ob im Haus der jungen Talente, unten im Keller, wo man sich dichtgedrängt unter wissendem Völkchen wähnen durfte, oder auch im Palast der Republik, wo es einmal jährlich die Veranstaltung »Jugend im Palast« gab. Letzteren Auftritt sollen einige Fans der Band etwas übelgenommen haben. Na und? Mancher Konzertgänger dürfte ihn als kleine Palastrevolte in Erinnerung behalten haben. Die Ordnerinnen und Ordner hatten permanent damit zu tun, die Jugendlichen an die Hausordnung zu erinnern, nicht nur als einige Fans beim Auftritt von Tina has never had a Teddy Bear die Bühne stürmten. Ist doch immer gut, wenn die Jugend in einem der Politpaläste derartige Terz veranstaltet.

Am vergangenen Freitag abend kam es im Berliner ­Roadrunner’s Paradise zu einer Art Klassentreffen. Der feierliche Anlass war kein geringerer als die Veröffentlichungen der Werke »Berlin Radio« und »Global Minded« als Vinylschnitten auf dem Label Buschfunk. Im wunderbaren Beiheft kommen unterschiedliche Mitstreiter zu Wort. Die Musik zeckt immer noch an. Wehmut ist fehl am Platz. Olaf und Anja ließen sich am Freitag abend nicht im ausverkauften Hause sehen, doch soll der Extrommler Jens »Jaye« Müller extra von den Philippinen angereist sein. Es war eine würdige Veröffentlichungsfeier.

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