DHL-Management kneift
Von Yaro Allisat, Leipzig
In den vergangenen Monaten hatten 3.224 Kollegen die Petition für höhere Löhne unterschrieben. Das ist gut die Hälfte der Beschäftigten am DHL-Hub am Leipziger Flughafen. Die Petition wurde mit Blick auf die anstehenden Haustarifverhandlungen für die DHL-Beschäftigten von Verdi initiiert und von Beschäftigten mit ausgearbeitet. Etwa 250 Kollegen wollten sie am Donnerstag abend der Geschäftsführung übergeben. Anwesende berichteten von einer kämpferischen Stimmung.
Angesichts steigender Lebenshaltungskosten und des harten Pensums, das die Arbeiter Tag für Tag bei Kälte im Winter und Hitze im Sommer auf dem Rollfeld und am Band meist in Nachtschichten erledigen, sei man nicht mehr bereit, die Lohnlücke zu vergleichbaren Berufsgruppen in der Logistik hinzunehmen, heißt es in der Petition. »Wir erwarten keine warmen Worte oder hohle Phrasen. Wir erwarten deutliches Handeln unseres Arbeitgebers und Wertschätzung, welche sich im Geldbeutel tatsächlich bemerkbar macht!« erklärte Stefan Druskat, Vorsitzender der Verdi-Betriebsgruppe in einer Mitteilung.
Die Geschäftsführung, laut Angaben der Gewerkschaft Verdi zwar vor Ort, erschien jedoch nicht bei der Kundgebung. Gegenüber der Leipziger Volkszeitung zeigte sich Mattias Persson, Sprecher der Geschäftsführung, »verwundert, da es nach unserem Verständnis unnötig ist, anstehende Tarifverhandlungen durch eine Petition einzuläuten«. Die Gewerkschaft will das nicht auf sich sitzen lassen. Die Petition soll der Geschäftsführung nun bei der Betriebsversammlung Ende Februar übergeben werden. Im übrigen seien auch Politiker eingeladen worden. Erschienen sind Holger Mann (MdL, SPD) und Nam Duy Nguyen (MdL, Die Linke).
Wie ein Vertrauensmann von Verdi gegenüber junge Welt sagte, seien nur wenige am Standort in der Gewerkschaft organisiert. Angesichts vergangener Tarifergebnisse, die immer deutlich unter den Forderungen geblieben seien, sei die Unzufriedenheit mit Verdi groß. Außerdem waren die letzten Tarifverhandlungen ohne Arbeitsniederlegungen zu Ergebnissen gekommen. Nur 2024 bei einer Verhandlung um die Erhöhung des Jahresurlaubs hatte Verdi zum Warnstreik aufgerufen. Der neue Fokus auf die Basis könnte das jedoch ändern. Genaue Zahlen über Neueintritte wollte Normen Schulze, Landesfachbereichsleiter für Postdienste, Spedition und Logisitk, nicht nennen. Man beobachte jedoch ein Wachstum.
Der Leipziger Standort ist weltweit der größte von drei DHL-Hubs. Der Flughafen Leipzig selbst wird auch von anderen Seiten kritisiert. So ist er Drehkreuz für militärische Zwecke, in der Vergangenheit etwa beim Abzug der USA aus Afghanistan. Laut Klimaaktivisten sowie Grünen- und Linken-Politikern ist der Flughafen der klimaschädlichste Deutschlands. Proteste gab es in der Vergangenheit außerdem von einer Anwohnerinitiative gegen den nächtlichen Fluglärm. Kritisiert wird unter anderem der Vertrag von DHL mit der Mitteldeutschen Flughafen AG, weil darin weder ein Nachtflugverbot noch CO2-Emissionsgrenzen festgeschrieben sind. Politisch wird immer wieder damit argumentiert, dass der Flughafen ein wichtiger Faktor für den Wirtschaftsstandort sei. Bei den DHL-Arbeitern seien diese Themen jedoch nicht präsent, so der Verdi-Vertrauensmann gegenüber jW.
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