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Aus: Ausgabe vom 08.02.2025, Seite 8 / Ansichten

Vasallen machen

USA zwingen Panama ihren Willen auf
Von Jörg Kronauer
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US-Regierungsflieger im Landeanflug

Den Schuss ins eigene Knie beherrscht der neue US-Außenminister perfekt. Bevor er am vergangenen Wochenende zu einer mehrtägigen Reise nach Mittelamerika aufbrach – erste Station war Panama –, erläuterte er im Wall Street Journal in einem Gastbeitrag die Ziele seiner »Americas First«-Außenpolitik. Richtig: »Americas«, nicht »America«. Rubio, ein Exilkubaner, sieht seine Aufgabe unter anderem darin, die US-Hegemonie im ehemaligen »Hinterhof« der Vereinigten Staaten wieder zu stärken. Denn die ist in der Tat ins Wanken geraten, vor allem, weil Chinas ökonomische Präsenz in Lateinamerika und der Karibik ganz erheblich an Gewicht gewonnen hat und den Ländern der Großregion neue Spielräume bietet. »Die chinesische Kommunistische Partei nutzt diplomatische und ökonomische Hebel«, verkündete Rubio nun im Wall Street Journal, »um souveräne Staaten in Vasallenstaaten zu verwandeln«. Vasallenstaaten! Wie kann man nur.

Rubio schrieb es auf, stieg ins Flugzeug und flog nach Panama, um dort nachdrücklich zu fordern, die Regierung müsse sich zumindest in der Kanalzone von jeglicher Zusammenarbeit mit China und chinesischen Unternehmen lossagen. Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump mit der Annexion des Panamakanals gedroht. Rubio legte jetzt nach und kündigte besser nicht näher definierte »Maßnahmen« an, sollte die Regierung des zentralamerikanischen Landes sich den US-Forderungen verweigern. Panamas Präsident knickte umgehend ein. So einfach geht also US-Außenpolitik: Nur mal kurz mit Annexion drohen, dann den Außenminister mit dem ­diplomatischen Baseballschläger auf Reisen schicken – und schon kriegt man alles, was man will. Nur keine Hemmungen, zwar souveräne, aber eben schwächere Staaten »in Vasallenstaaten zu verwandeln«. Vasallenstaaten? Na klar!

Beginnen die USA nun damit, nach Möglichkeit ganz Lateinamerika wieder zum Vasallen zu machen? Selbst der FAZ wurde bei dem Gedanken ein wenig unwohl. Sie fragte kürzlich besorgt, welches Land denn als nächstes an der Reihe sei. Aus der Frage sprach wohl nicht nur die Sorge des Konkurrenten, der zusammen mit dem chinesischen auch sein eigenes Geschäft in Lateinamerika ausgebootet sieht, wenn Washington die Region nun wieder ganz exklusiv an die Kandare nimmt. Es schwang vielleicht auch die Sorge darüber mit, Washington könne seine Karten überreizen. Denn der Einfluss der Volksrepublik vor allem in Südamerika ist inzwischen so stark, dass selbst erklärte China-Hasser wie Argentiniens Präsident Javier Milei es nicht schaffen, die Brücken abzubrechen. Wer nun einzelne schwache Länder zu Vasallen macht, sich bei der Mehrheit aber nicht durchsetzen kann, schafft keine Hegemonie, sondern befördert die Erkenntnis, dass es für andere besser ist, sich von ihm unabhängig zu machen. In Kanada wird inzwischen wegen des US-Zollkriegs zum Boykott von US-Produkten aufgerufen. Das Beispiel könnte Schule machen.

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