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Aus: Ausgabe vom 21.02.2025, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Adani-Gruppe

Luxussanierung von Bretterbuden

Letzte juristische Hürde genommen: Milliardenschweres Bauprojekt in Dharavi in Mumbai, dem größten Slum Asiens
Von Thomas Berger
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Schmelztiegel der Kulturen: In Dharavi landen seit jeher Migranten, die in Mumbai erfolglos ihr Glück suchen

Mumbai, an der Westküste Indiens gelegen, ist die wichtigste Wirtschaftsmetropole des Subkontinents. Etwa 25 Millionen Menschen leben dort auf engstem Raum. Wachsen kann die Stadt kaum. Sie liegt auf einer Halbinsel. So weit das Auge reicht, sprießen moderne Wolkenkratzer in die Höhe. Nur Dharavi, ein Viertel, das rund eine Million Menschen beherbergt, fällt aus der Reihe. Es ist als Slum verschrien. Dennoch gilt es als vielfältiger Mikrokosmos, dessen Wirtschaftskraft auf über eine Milliarde US-Dollar geschätzt wird. Zahlreiche Kleinstunternehmer tummeln sich in den schmalen Gassen. Seit zwei Jahrzehnten ist geplant, den größten Slum Asiens »aufzuwerten«. Nun nimmt das Vorhaben Fahrt auf.

Eine Sanierung könnte Dharavi definitiv gut vertragen. Die Wohnbedingungen sind prekär. Zwar gibt es einige Blocks mit in die Jahre gekommenen Sozialwohnungen. Doch die meisten sind windschiefe, aus diversen Materialien zusammengezimmerte Hütten. 2004 kursierte erstmals die Idee, die Bewohner in lebenswürdige Verhältnisse zu hieven und zugleich den urbanen »Schandfleck« in seiner jetzigen Form zu beseitigen. In der Zwischenzeit ist eine neue Generation in Dharavi aufgewachsen.

Schließlich räumte ein Gericht im Dezember 2024 die letzten Hürden für das Megaprojekt beiseite. Eine Kammer des Bombay High Court, höchste juristische Instanz im Bundesstaat Maharashtra, wies eine Klage gegen die Entscheidung für die Immobilienfirma Adani Properties Pvt. Ltd. zurück. Letztere ist eine Tochter der milliardenschweren Adani-Gruppe, die im In- und Ausland auf vielen Geschäftsfeldern von Bergbau bis Logistik Geschäfte macht. Gründer und CEO Gautam Adani, dessen Vermögen in den vergangenen Jahren aufgrund mehrerer Skandale geschrumpft ist, gilt als Industriekapitän, der Indiens Premier Narendra Modi besonders nahe steht.

Geklagt hatte die in Dubai ansässige Seclink Technologies Corporation. Sie hatte sich 2018 im ersten Bieterverfahren für die »Slumentwicklung« mit einem Angebot von 72 Milliarden Rupien (heute etwa 850 Millionen Euro) durchgesetzt. Vorgesehen war, ein Zehntel der Gesamtfläche mit Luxusbauten kommerziell zu nutzen und die bisherige Einwohnerschaft im Gegenzug in soliden Sozialwohnungen unterzubringen. Ein Zuschlag erfolgte damals aber nicht. Statt dessen fand 2023 eine zweite Ausschreibung statt, die dann die Adani-Tochter mit einem Angebot von umgerechnet 592 Millionen Euro gewann. Bei der Prüfung des Vorgangs habe es aber keine gezielte Bevorteilung Adanis gegeben, urteilten am 20. Dezember die Chefrichter des High Courts. Seclink wurde ausgestochen.

Inzwischen zeichnet sich der Start des drei Milliarden US-Dollar schweren Megaprojekts ab. Der Projektträger, ein Joint Venture zwischen Adani-Tochter und Modis hindunationalistischer, jüngst bei Wahlen gestärkter Bharatiya Janata Party (BJP), gab unlängst bekannt, dass einige Bewohner zunächst kostenlos in den neuen Bauten leben dürften. Für jene, die schon vor dem Jahr 2000 in Dharavi wohnten, werde Adani die Kosten für zehn Jahre übernehmen. Wer später in den Slum gezogen ist, also nicht berechtigt sei, soll in billigen Mietwohnungen unterkommen. Für deren Bau hat die Regierung in den vergangenen Wochen Flächen in mehreren Stadtteilen bereitgestellt. Die künftigen Wohneinheiten der Berechtigten würden mit jeweils 32,5 Quadratmetern circa 17 Prozent größer ausfallen als bei vergleichbaren Projekten, hieß es. Ferner wurde mit Toiletten und gesicherter Wasserversorgung geworben. Der Preis dafür ist, dass Hunderttausende von Wohneigentümern zu Mietern werden, worauf Adani spekuliert.

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