Wort für Wort
Von Florian Neuner
Altmeister Gerhard Rühm lädt kurz nach seinem 95. Geburtstag in Wien zu einer »totalen Rezitation«: Vor dem Volkstheater soll am 22. Februar die 1948 in Paris verkündete Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verlesen werden – und zwar »Wort für Wort«. Wer sich dazu berufen fühlt, kann zwischen elf und 17 Uhr auf dem Arthur-Schnitzler-Platz an ein Rednerpult treten und ein Wort zu dem »universalistischen Kunstprojekt« beitragen.
Aus den Wortspenden soll hinterher eine hör- und nachvollziehbare Fassung des Textes zusammengeschnitten werden, an die 1.400 Sprecher werden erforderlich sein, um endlich bei Artikel 30 zu landen: »Keine Bestimmung dieser Erklärung darf dahin ausgelegt werden, dass sie für einen Staat, eine Gruppe oder eine Person irgendein Recht begründet, eine Tätigkeit auszuüben oder eine Handlung zu begehen, welche die Beseitigung der in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten zum Ziel hat.«
Die Veranstalter, der Tonspur Kunstverein Wien und das Volkstheater, möchten »in Zeiten politischer Instabilität« mit der Kunstaktion »lautstark an die Freiheit und Grundrechte aller Menschen erinnern«. Rühm, der Schriftsteller, Künstler und Komponist, meint zur Umsetzung seines schon länger verfolgten Projekts: »Die Wirkung muss aller Voraussicht nach überwältigend sein.«
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