Nonnenfürzle
Von Maxi WunderUdos kosmische Kekse haben zwar allen geschmeckt, trotzdem ist er sauer auf mich, weil ich »in missbräuchlicher Weise meine kindlichen Machtgelüste vermittels China-KI« ausleben würde. »Du leidest an einem fortgeschrittenen Harry-Potter-Syndrom«, warf Udo mir vor, der wieder reden kann, nachdem ich Deep Seek gebeten hatte, seine Verstummung zu beheben. Diese war nämlich Folge eines vorübergehenden Datenstaus, wie mir die App mitteilte, nicht ohne höflich um Entschuldigung zu bitten. Udo schnappt sich mein Telefon. »Zeig mal, wie geht’n das? … ›Deep Seek, verwandle das Weiße Haus in eine Hundehütte und das Kanzleramt in eine Waschmaschine!‹« ruft er in mein Telefon. »›Und da, wo jetzt das Reichstagsgebäude steht, stell den Kreml hin – und umgekehrt‹ … ha! So, jetzt macht mal Nachrichten an«, freut sich Udo. Aber leider: nichts. Kein Häuserrücken wird vermeldet. »Die besten Ideen kommen meistens zu spät«, meint Rossi trocken. Schon Anfang der Woche forderten westliche Datenschutzbehörden Sperrung und Verbot der beliebten China-App. Deep Seek, die Konkurrenzdatenkrake zu Open AI, Google und Meta, speichere unsere sensiblen Daten auf Servern in China, wird in der Presse beklagt. Diese Daten könnten auf Anfrage an staatliche Stellen weitergegeben werden. Ein Vorgang, der in den USA völlig undenkbar wäre!
Während zwischen den beiden Supermächten der Technologiekrieg tobt, muss das kleine Deutschland wählen gehen. »Was meint ihr? Welchem Knecht des Kapitals werden die Deutschen diesmal ihr Vertrauen schenken?« fragt Roswitha. »Dem von Blackrock mit dem Muschidreieck auf der Glatze? Oder dem kleinen Betrüger von der Warburg-Bank? Oder dem blonden Gift von Goldman Sachs? Oder vielleicht doch lieber dem Nivea-Mann mit dem ›leichten Schlag Richtung Legasthenie‹ (siehe Selbstauskunft in der ›Wahlarena‹ des Mannheimer Morgens vom 12. Januar) und dem schweren Schlag Richtung Dyskalkulie (siehe Wirtschaftsdaten)?« Wir tippen auf Fotzen-Fritz und bereiten:
NonnenfürzleFür den Brandteig in einem Topf 500 ml Vollmilch mit 80 g Butter, einer Prise Muskatnuss und einer Prise Salz bei starker Hitze aufkochen. 300 g Weizenmehl bei milder Hitze zugeben und rühren, bis sich der Teig vom Topfboden löst. Topf von der Kochstelle nehmen, einen TL Backpulver und sechs mittelgroße Eier nacheinander mit dem Knethaken des Handrührgeräts unterarbeiten. Einen TL fein abgeriebene Biozitronenschale unterkneten. Den Teig kurz ruhen lassen. Inzwischen einen Liter neutrales Öl in einem mittelgroßen Topf auf 175 Grad erhitzen. Etwas Teig in die offene Hand geben und diesen zwischen Daumen und Zeigefinger zusammenpressen, um annähernd gleichgroße Bällchen zu erzeugen. Die Bällchen ins heiße Frittieröl geben und bei mittlerer Hitze goldbraun ausbacken. Mit einer Schaumkelle herausheben und auf Küchenpapier abtropfen lassen. Die Nonnenfürzle in Zimtzucker wälzen und mit Vanilleeis servieren.
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