Mærsk das Handwerk legen
Von Pablo Flock, Kopenhagen
Man kennt sie, die Schiffscontainer der Firma Mærsk, die manchmal einzeln auf Lkws über die Autobahnen der Bundesrepublik touren. Doch was viele nicht wissen: Die zweitgrößte Logistikfirma der Welt mit Sitz in Kopenhagen transportiert mit diesen auch Rüstungsgüter nach Israel. Nah am Heimathafen der Reederei des laut Forbes mit Abstand größten dänischen Unternehmens versammeln sich daher seit Freitag Hunderte Aktivisten, um von Mærsk und anderen dänische Unternehmen – wie dem Radarsysteme produzierenden Konzern Terma und dem daran beteiligten staatlichen Pensionsfund ATP – zu fordern, sich aus dem Geschäft mit Rüstungsgütern zurückzuziehen.
Als Beispiel für die Mittäterschaft von Mærsk am Genozid an den Palästinensern und israelischen Angriffen in Libanon, Syrien und Jemen zählen das Palestinian Youth Movement und weitere Gruppierungen in ihrer Kampagne »Mask off Mærsk« die Beteiligung am Transport von Teilen aus den USA für die israelischen »Namer«-Schützenpanzer sowie für taktische Fahrzeuge der Oshkosh-Familie auf. Während dies auf der Grundlage direkter Verträge mit dem Pentagon geschehe, verschiffe der Containermogul auch Flügel und andere Komponenten für die Produktion des F-35-Kampfjets von Lockheed Martin in die USA. Der F-35 ist eines der von Israel meistgenutzten Flugzeuge, mit denen Bomben über Gaza und den anderen Nachbarstaaten abgeworfen werden.
Das Aktionscamp läuft parallel zu den voraussichtlich letzten Verhandlungstagen eines Verfahrens von Oxfam, Amnesty International und weiteren Organisationen gegen das dänische Außenministerium und die Nationalpolizei. Die NGOs möchten die Angeklagten auf Basis des UN-Vertrags über den Waffenhandel (ATT), EU-Vereinbarungen und der Einschätzung des Internationalen Strafgerichtshofs zum möglichen Genozid in Gaza zu einer Einstellung des Waffenhandels mit Israel zwingen. Durch ein ähnliches Verfahren war die niederländische Regierung im Februar 2024 zu einem Stopp der Exporte von Teilen des F-35 nach Israel genötigt worden.
Das von den Aktivisten des Camps angestrebte Waffenembargo hat ein Vorbild: In den 1980ern stellte sich die internationale Organisation Maritime Unions Against Apartheid gegen den Ölhandel von Mærsk mit dem geächteten Apartheidregime in Südafrika. Um einen Druck wie damals aufzubauen, sei allerdings noch einiges an Annäherung an die Hafenarbeiter und Matrosen nötig, so die Workshopveranstalter am Sonnabend. Andere Veranstaltungen zu beteiligten Organisationen und Kampagnen, Aktivismus in der Westbank, den deutschen und schwedischen »Shut Elbit Down«-Kampagnen, Israels geplantem Raubbau an den Gasfeldern Gazas oder Dabke-Tanz finden in dem, am Eingang mit dem anarchistischen Chaosstern dekorierten Jugendhaus »Ungdomshuset«, neben Cappuccino trinkenden Hipstern in der »Demokrati Garage« und anderen in der Stadt verteilten selbstorganisierten Räumen statt. Dass es den Aktivisten jedoch um mehr geht als bloße Information, zeigen Aktionstrainings und Unterweisungen zu rechtlichen Fragen möglicher Störaktionen an diesem Montag.
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