Fahrplan für weitere Eskalation
Von Mawuena Martens
Es war zu erwarten, dennoch schockiert die Skrupellosigkeit: Nachdem sie am Wochenende eine Blockade über Gaza verhängt und damit alle Hilfslieferungen gestoppt hatten, sind am Sonntag abend weitere Details über den von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Co. provozierten Bruch der Waffenruhevereinbarung bekannt geworden. Um eine Verlängerung der ersten Phase des Abkommens durchzusetzen, statt wie vereinbart zur zweiten Phase überzugehen, droht der Besatzungsstaat, erneut alle Einwohner aus dem Norden des Küstenstreifens in den Süden zu vertreiben.
Falls dies nicht ausreiche, um die Hamas in die Knie zu zwingen, werde die gesamte Stromversorgung gekappt, berichteten israelische Medien am Sonntag abend. Als letzter Schritt folgt demnach die Rückkehr zum Krieg, diesmal mit noch schwereren Bomben. Am Freitag hatte das neu besetzte US- Außenministerium verkündet, die Lieferung von Militärhilfen im Wert von rund vier Milliarden US-Dollar an Israel zu beschleunigen. Darin enthalten sind mehr als 35.000 schwere Bomben sowie Tausende Sprengköpfe.
»Die Besatzungsmacht dringt darauf, alles wieder auf Anfang zu bringen und das Abkommen aufzukündigen«, sagte der ranghohe Hamas-Funktionär Osama Hamdan, wie Reuters am Montag berichtete. Die erste Phase der vereinbarten Waffenruhe war am Sonnabend beendet worden. Die zweite Phase sah vor, dass verbliebene Geiseln freigelassen und das israelische Militär zugleich abziehen sollte.
Am Montag ließ selbst die Bundesregierung verlautbaren, Israel solle unverzüglich wieder humanitäre Hilfe zulassen. Man sei in »großer Sorge«, das Vorgehen Netanjahus sei kein »legitimes Druckmittel«, so ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Dass die Waffenruhe nie wirklich gegolten hatte, zeigten am Montag wieder einmal Tötungen von Palästinensern durch das israelische Militär. In Rafah wurden am Montag mindestens zwei Menschen bei einem Drohnenangriff getötet, wie Nachrichtenagenturen meldeten. In Khan Junis wurden demnach mindestens drei Menschen von einem israelischen Hubschrauber aus verletzt.
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