Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Aus: Ausgabe vom 14.03.2025, Seite 10 / Feuilleton
Musik

Sofia Gubaidulina tot

Die vielfach ausgezeichnete russische Komponistin Sofia Gubaidulina, eine der prägenden Figuren der zeitgenössischen Musik, ist mit 93 Jahren gestorben. Das teilte die russische Stadt Kasan, Hauptstadt der Teilrepublik Tatarstan, mit. Sie würdigte die Musikerin tatarischer Abstammung als eine epochale Figur.

Seit 1992 lebte Gubaidulina in dem Örtchen Appen bei Hamburg. Dort sei sie am Donnerstag gestorben, bestätigte der Hamburg Musikverlag Boosey & Hawkes/Sikorski. »Sofia Gubaidulina galt als Grande Dame der Neuen Musik, die bedeutendste russische Komponistin der Gegenwart und als Mensch, der aus einem tiefen Glauben Inspiration schöpfte«, hieß es in einer Mitteilung.

Die Komponistin hinterließ ein umfangreiches Schaffen, zu dem die großen geistlichen Werke »Johannes-Passion« (2000) und »Johannes-Ostern« (2002) zählen. Ihr 2. Violinkonzert widmete Gubaidulina der deutschen Geigerin Anne-Sophie Mutter, die es 2007 uraufführte.

In der UdSSR war die Musik der 1931 in Tschistopol in der Tatarischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik geborenen Künstlerin lange Zeit verboten. Erst der Geiger Gidon Kremer lenkte in den 80er Jahren im Westen den Blick auf Gubaidulinas Schaffen. Vielfach experimentierte sie mit Instrumenten und Klängen von Volksmusik.

Gubaidulina war eine gläubige orthodoxe Christin. »Im Gebet hilft Gott mir, damit ich liebe«, sagte sie in einem Interview der dpa zu ihrem 85. Geburtstag 2016. »Es heißt, der Mensch könne ohne Musik nicht existieren, überhaupt nicht leben. Für mich liegt das daran, dass der Mensch beim Hören von Musik ›aus der Zeit‹ fallen und wie ich eine Nähe zu Gott empfinden kann«, erklärte sie.

Gubaidulina erhielt zahlreiche Auszeichnungen, auch in ihrer Heimat Russland; sie war Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und der Freien Akademie der Künste in Hamburg. 2018 wurde sie in die Academy of Motion Picture Arts and Sciences eingeladen, die jährlich die Oscars vergibt. (dpa/jW)

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