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Aus: Ausgabe vom 20.03.2025, Seite 15 / Betrieb & Gewerkschaft
Neuer RMT-Chef Eddie Dempsey

Weiterkämpfen mit neuem Chef

Die britische Eisenbahnergewerkschaft RMT hat neuen Vorsitzenden – mit kommunistischen Wurzeln
Von Dieter Reinisch
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Damals noch stellvertretender RMT-Chef, Eddie Dempsey (r.) bei streikenden Eisenbahnern in London am 29. Juli 2023

Die mittlerweile kampferprobten britischen Eisenbahner haben einen neuen Gewerkschaftschef: Eddie Dempsey ist Nachfolger für den kämpferischen Mick Lynch, der die Transportarbeitergewerkschaft RMT in den letzten Jahren in den Kampf gegen die Regierung führte und damit die größte Streikwelle des Landes seit den 1980er Jahren auslöste.

Lynch hatte bereits 2023 angekündigt, bald in Rente zu gehen. Dass Dempsey nun sein Nachfolger wurde, ist keine große Überraschung, aber dennoch bedeutend. Er kommt aus kommunistischem Umfeld und war selbst lange aktiv. Es sieht so aus, als würde RMT mit Dempsey eine kämpferische Gewerkschaft bleiben, die Labour kritisch gegenübersteht. Er übernahm den Posten an der Spitze der RMT offiziell am 7. März. Zuvor war Dempsey stellvertretender Generalsekretär. Bei der Wahl gab es schlussendlich keinen Gegenkandidaten.

Dempsey spielte bereits in den vergangenen Jahren eine führende Rolle in den Arbeitskämpfen für höhere Löhne, Arbeitsplatzsicherheit und bessere Arbeitsbedingungen für Beschäftigte in Transport und Schiffahrt. Der scheidende Generalsekretär Mick Lynch begrüßte Dempseys Wahl und drückte sein Vertrauen in dessen Führung aus: »Es war mir eine Ehre, als Generalsekretär der RMT unsere Mitglieder in ihrem Kampf für bessere Lohn- und Gehaltsbedingungen zu vertreten. Dempsey ist ein engagierter Gewerkschafter, der maßgeblich zu den jüngsten Erfolgen unserer Gewerkschaft beigetragen hat.«

Der 42jährige Dempsey sagte nach seiner Ernennung: »Ich fühle mich geehrt, zum Generalsekretär der RMT gewählt worden zu sein. Unsere Gewerkschaft blickt auf eine stolze Geschichte des Engagements für die arbeitenden Menschen zurück, und ich werde dafür sorgen, dass dies so bleibt. Die vor uns liegenden Herausforderungen sind groß, aber wir werden sie mit der gleichen Einigkeit, Stärke und Entschlossenheit meistern, die die RMT auszeichnet.« Es werde keinen Rückschritt geben und »wir werden in unseren Kämpfen nicht nachlassen. Wir stehen voll und ganz hinter der Ausrichtung dieser Gewerkschaft«, so Dempsey in einem Interview mit der Nachrichtenagentur PA. Er versprach, »weiterhin die Stimme der Arbeiterklasse« zu sein.

Nach seiner Ernennung soll er mit seiner Frau »eine Partie Bingo im örtlichen Klub« gespielt haben, um zu feiern. Der Klub liegt in einem Arbeiterbezirk von London. Hier wuchs Dempsey als Kind irischer Eltern auf und wurde politisiert, in New Cross im Südosten Londons. Seine erste politische Handlung, erzählte er in einem Interview auf dem Portal Leftfoot Forward, war die Teilnahme an einer Demonstration gegen den Irak-Krieg 2003. Dempsey war jahrelang Sekretär der Londoner Ortsgruppe der Connolly Association, der ältesten britischen Wanderarbeiterorganisation, die die Ziele des irischen Republikanismus unterstützt. Sie wurde Mitte des 20. Jahrhunderts von der Kommunistischen Partei Irlands gegründet, um die irischen Arbeiter in Großbritannien zu unterstützen, die dort unter dem Rassismus der Unternehmer, aber auch der unionistischen, antirepublikanischen Gewerkschaftsbürokratie litten.

Dempsey kam 2008 zur Bahn und arbeitete als Bahnhofsmitarbeiter und Lokführer, bevor er Gewerkschaftsangestellter wurde. Seit 2021 war er stellvertretender RMT-Generalsekretär. Doch auch als hoher Gewerkschafter trennte er sich nie von seinen kommunistischen Wurzeln. Regelmäßig schrieb er über die Arbeitskämpfe für die kommunistische Tageszeitung Morning Star.

In einer seiner ersten Presseaussendungen griff er am Dienstag die Labour-Regierung an, die plant, fünf Milliarden Pfund Sterling (5,95 Milliarden Euro) im Sozialsystem einzusparen: »Durch Vermögensabgaben, die Schließung von Steuerschlupflöchern und die Abschöpfung überschüssiger Unternehmensgewinne könnten Milliarden vom Fiskus zurückgeholt werden.« Und dass die Eisenbahner auch unter Dempsey weiter kämpfen werden, zeigte sich rasch: Am Montag kündigten die Beschäftigten von Hull Trains an, ab dem 31. März für acht Wochen in den Ausstand zu treten.

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