Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Aus: Ausgabe vom 24.03.2025, Seite 1 / Ausland
Aufrüstung

US-Waffenkäufe als Sicherheitsrisiko

Italiens Regierung stellt Starlink-System in Frage. Zweifel über F-35-Kampfjets auch in Deutschland
Von Jörg Kronauer
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Antenne des Satelliten-Internetanbieters Starlink auf einem Zug in Kiew (20.9.2024)

Die Debatte über die Abhängigkeit europäischer Staaten von der US-Regierung bei einem Einsatz in den USA gekauften Kriegsgeräts weitet sich aus und hat am Wochenende Italien erreicht. Wie Verteidigungsminister Guido Crosetto am Sonnabend im Interview mit La Repubblica bestätigte, sind die Verhandlungen über die Nutzung des US-Satellitensystems Starlink durch italienische Staatsstellen und das Militär des Landes zum Stillstand gekommen. Ursache seien »Äußerungen von und über« Elon Musk, erklärte Crosetto. Musk, dem der Starlink-Mutterkonzern Space X gehört, hatte kürzlich gedroht, er könne die Ukraine und ihre Streitkräfte vom Zugang zu Starlink abschneiden. Dies ruft in Rom Sorgen hervor, man liefere sich mit einer Nutzung des Systems dem Wohlwollen Washingtons aus. Crosetto sagte, man wolle die aktuellen »Polemiken« aussitzen und dann entscheiden, was »nützlicher und sicherer« für Italien sei. Als etwaige Alternative gilt die Nutzung der Satelliteninfrastruktur des französischen Konzerns Eutelsat.

Auch die Debatte über den Kauf des US-Kampfjets F-35 durch Deutschland und weitere europäische Staaten dauerte am Wochenende an. Berichten zufolge sieht der Kaufvertrag, den die Bundesregierung geschlossen hat, nicht nur vor, dass die US-Regierung die Lieferung von Ersatzteilen genehmigen oder je nach Interessenlage auch verweigern darf. Die USA können sogar die Lieferung der Jets, die 2027 beginnen soll, verweigern, wenn sie dies wünschen – laut den Berichten entschädigungslos. Nicht zuletzt haben die USA sich von der Ampelkoalition in Berlin eine »Überwachung der Endverwendung« zusichern lassen, und zwar »sämtlicher« Nutzung, berichtete das Magazin Stern. Es kommt hinzu, dass sämtliche Daten der Bordcomputer in der Cloud von Amazon gespeichert werden müssen, also für US-Regierungsstellen prinzipiell zugänglich sind. Mit Blick darauf, dass Berlin ohne die Zustimmung einer potentiell feindlich gesinnten US-Regierung militärisch nur noch eingeschränkt handlungsfähig ist, nehmen nun die Forderungen nach einem Ausstieg aus dem Kauf der F-35 zu.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (24. März 2025 um 14:57 Uhr)
    Wird allmählich dem letzten Deppen klar, weshalb die Infrastruktur keine chinesischen Anteile haben darf? Zum F-35: Als der Kauf vor einiger Zeit bekannt wurde, war die Freude bei deutschen Militärs groß: Wieso auf den Nachfolger vom Eurofighter warten, wenn es den F-35 »sofort« gibt. Die kleine Frau auf der Straße scheint aber immer noch keine Zweifel an der Kompetenz ihrer Eliten zu entwickeln. Dass sie das schließlich ausbaden muss, ist ihr auch nicht klar. Insoweit ist die Kompetenz der Massen mit der Kompetenz der Elite kompatibel.
  • Leserbrief von Reinhard Hopp aus Berlin (24. März 2025 um 09:26 Uhr)
    Was hätte man von bundesdeutschen »Spitzen«-Politikern, die bereits mit der Einführung einer LKW-Maut hoffnungslos überfordert waren, auch anderes erwarten können. Aber Hauptsache, wir sind nicht mehr »abhängig von Putins Öl und Gas«!
  • Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude (24. März 2025 um 02:54 Uhr)
    »Mit Blick darauf, dass Berlin ohne die Zustimmung einer potentiell feindlich gesinnten US-Regierung militärisch nur noch eingeschränkt handlungsfähig ist, nehmen nun die Forderungen nach einem Ausstieg aus dem Kauf der F-35 zu.« Ja, waren denn die US-Regierungen, die einen Vertrag mit solch skandalösen Bedingungen anboten und durchsetzten, Deutschland etwa freundlich gesonnen? Der Vertrag lässt sogar den genauen, endgültigen Kaufpreis offen (wird vom Hersteller festgelegt). Die deutsche Regierung war ja die ganze Zeit bereits nur eingeschränkt handlungsfähig, wenn sie sich solche Sklavenverträge diktieren ließ und zur Sprengung von Nord Stream 2 feige schwieg. Und bitte: Wie lauten die Namen und die Parteizugehörigkeit aller Verantwortlichen auf deutscher Seite für den Kauf der F-35 zu solchen Bedingungen? Das ist doch der eigentliche Skandal, der die Wähler interessieren könnte.

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