»Medialer Lynchversuch«
Von Carmela Negrete
Auch wenn ihn hierzulande selbst progressive Medien wie das ND als russischen Agenten »enttarnt« haben wollen, fehlt bis heute jede entsprechende Anklage gegen den spanisch-russischen Journalisten Pablo González Yagüe. Mehr als zwei Jahre musste er wegen des angeblichen Spionageverdachts in Polen in Isolationshaft verbringen, bevor Russland sich für ihn einsetzte und er im Oktober im Rahmen eines Gefangenenaustauschs freikam.
Am Wochenende hat der Journalist sein Schweigen gebrochen und eine Kolumne in der linken baskischen Zeitung Naiz veröffentlicht. Er erhebt darin schwere Anschuldigungen gegen Polens Justiz: »Die gegen mich gerichteten Vorwürfe haben nichts mit Spionage zu tun, sondern mit meiner Arbeit, insbesondere als Investigativjournalist.« Seit seiner Freilassung sei er »Ziel eines medialen Lynchversuchs«, indem »zahlreiche Lügen und Unwahrheiten« über ihn verbreitet würden. González ist sich sicher, dass es vor allem darum ging, ihn als kritische Stimme zum Schweigen zu bringen, und erinnert daran, dass sein Fall noch nicht abgeschlossen sei. Bitter beklagt er sich über die Doppelmoral der EU, von anderen Staaten Standards zu erwarten, die von einem Mitgliedland wie Polen eklatant missachtet würden.
González – Nachkomme eines Spaniers, der als Kind während des Bürgerkriegs in die Sowjetunion evakuiert worden war – ist Experte für Osteuropa und hat seit 2014 bis zu seiner Verhaftung 2022 für mehrere spanische Medien über den Kiewer Maidan und den darauffolgenden Krieg in der Ukraine berichtet. Er sei deshalb so unbequem, weil er »aus erster Hand« berichtet hatte, wie die angeblichen »Demokratien im postsowjetischen Raum wirklich operieren: wie sie Konflikte provozieren, Waffen liefern und vor allem anderen vorwerfen, das zu begehen, was sie selbst tun«. Der Journalist prangert zudem als Folter an, was er in Polen im Gefängnis erleben musste. Er habe durch die Haftbedingungen schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen erlitten.
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