Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Aus: Ausgabe vom 26.03.2025, Seite 6 / Ausland

Serben demonstrieren gegen US-Bauprojekt

Belgrad. Tausende Menschen haben am Montag in Belgrad gegen ein Bauprojekt des Schwiegersohns von US-Präsident Donald Trump, Jared Kushner, protestiert. Für dieses soll das 1999 von der NATO zerbombte Generalstabsgebäude abgerissen werden, wie serbische Medien berichteten. Zu der Kundgebung kam es am 26. Jahrestag des Beginns der völkerrechtswidrigen NATO-Bombardierung der damaligen Bundesrepublik Jugoslawien. Die Gebäuderuine hatte bis November 2024 den offiziellen Status eines Baudenkmals. Dieser wurde ihr von der von Staatspräsident Aleksandar Vučić kontrollierten Regierung entzogen, um Kushners Bauprojekt zu ermöglichen. (dpa/jW)

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  • Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude (25. März 2025 um 22:39 Uhr)
    »Die Gebäuderuine hatte bis November 2024 den offiziellen Status eines Baudenkmals. Dieser wurde ihr von der von Staatspräsident Aleksandar Vučić kontrollierten Regierung entzogen, um Kushners Bauprojekt zu ermöglichen. (dpa/jW)« . Ja, wir in Deutschland sind einfach die Guten und dürfen uns mit Recht darüber aufregen, wenn in anderen Ländern etwas wieder aufgebaut wird, was wir im Jugoslawienkrieg 1999 halfen zu zerstören. Die Erinnerung an das Bombardement hätte unbedingt erhalten werden müssen, allerdings nur in Belgrad, nicht in Dresden. Der Schutthaufen der Frauenkirche dort war nämlich zu DDR-Zeiten ebenfalls Baudenkmal und sollte an die Zerstörung Dresdens durch Deutschlands Kriegslust und die Vergeltung durch USA/GB-Bomben erinnern. Doch da das ab 1990 die neuen Freunde und Verbündeten waren, wurde aus der Warnung vor dem Krieg (konnte man jetzt ohnehin weniger gebrauchen) eine Peinlichkeit. Es wurde geradezu eine nationale Gemeinschaftsaufgabe, Spenden für den Wiederaufbau der Frauenkriche zu sammeln, damit der letzte »Schandfleck« und die wirkungsvollste Erinnerung an den Krieg im Zentrum Dresdens endlich verschwindet. In Wirklichkeit wäre gerade jetzt ein solches Denkmal in Form eines Schutthaufens in jeder deutschen Großstadt ein unentbehrliches Hilfsmittel gegen Gedächtnisschwund. Daran leidet allerdings in dem Fall eher Deutschland, nicht etwa Serbien. Denn in Belgrad gibt es noch weitere denkmalgeschützte Schutthaufen, die der Erinnerung dienen, in Dresden nicht. Dabei braucht Serbien überhaupt keine solche Erinnerungshilfe, Deutschland schon. Das von Deutschland 1941 und 1999 überfallene Land vergisst es auch so nicht. Zudem kommt es darauf an, wer etwas finanziert. Der Schwiegersohn von Trump kommt da beim Wiederaufbau in Belgrad überhaupt nicht in Frage. Wenn allerdings Königin Elisabeth II., die mit Papa als Kind schon mal den Hitlergruß geübt hatte, ein Kreuz für die Frauenkirche spendete, dann sagten wir devotest danke.
    • Leserbrief von Onlineabonnent/in Christel H. aus Aschersleben (26. März 2025 um 17:58 Uhr)
      Ich habe es immer grundfalsch gefunden, die Ruine der Frauenkirche zu beräumen und selbige neu aufzubauen. In der DDR wollte man, dass es für jeden augenfällig wird, welche Auswirkungen Krieg hat. Ich habe bei Sammlungen für den Neuaufbau keinen Pfennig gespendet und werde die Kirche auch nie besuchen. In Coventry hat man die Ruine der zerstörten Kirche erhalten und eine neue, moderne Kirche, die sehr schön ist, daneben gebaut. So haben Einwohner und Gäste der Stadt immer vor Augen, welche Schrecken Krieg zeitigt.

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