GDL: Die Deutsche Bahn AG ist in tiefster Krise seit 30 Jahren

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) nahm am Freitag in einer Presseerklärung zur Bilanz der Deutschen Bahn AG Stellung:
Wie in all den Jahren zuvor erklärte der DB-Vorstandsvorsitzende Dr. Richard Lutz auch am 27. März 2025 in der Bilanzpressekonferenz der Deutschen Bahn AG, warum es bei der Bahn wieder einmal nicht so lief wie erwartet, und wie schon so oft versprochen. Dabei klingen die Erklärungs- und Entschuldigungsversuche des Bahnvorstands angesichts der erneut desaströsen Bilanz so hilflos und letztlich nichtssagend wie eh und je.
(…) Bei der DB funktionierte nichts, wie es eigentlich funktionieren sollte. Daher lautet der Befund: Die Deutsche Bahn befindet sich in der größten Krise seit 30 Jahren. (…)
Zusammen mit dem Bund (…) habe man 2024 die riesige Summe von 18,2 Milliarden Euro – hauptsächlich in die Infrastruktur – investiert. Doch genau hier wird der Kenner stutzig, denn weder der Bund noch seine Finanzhüter samt Bundesrechnungshof können bis heute bemessen, wieviel von dem Geld in der Infrastruktur angekommen ist, und wie viele Millionen Euro vom nimmersatten Konzern wegen der verkrusteten Strukturen umgeleitet oder anderweitig verwendet wurden. Die DB, so wurde verlautbart, werde den Fokus ihrer Aktivitäten auf die Sanierung der Infrastruktur und die Stabilisierung des Betriebs setzen. Verwundert fragt sich jeder Bahnnutzer: Warum erst jetzt?
Dann folgen aber auch schon die negativen Meldungen: Aufgrund von infrastrukturbedingten Störungen, Streiks und Extremwetterereignissen lag die Pünktlichkeit im Fernverkehr im Jahr 2024 nur noch bei 62,5 Prozent – und damit erneut unter dem Vorjahreswert, und auch die DB Regio und DB Cargo verzeichnen Rückgänge. (…)
»Und dann passiert im Rahmen der Bilanzpressekonferenz etwas, was ich trotz meiner langjährigen Kenntnis der DB nicht für möglich gehalten hätte«, so der Bundesvorsitzende der GDL, Mario Reiß. »Der Bahnvorstand bedankt sich bei der Hausgewerkschaft und ist hoch erfreut, dass es der Bahn Anfang 2025 gelungen ist, einen langfristigen Tarifvertrag mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) abzuschließen.« Und weiter: »In der Verbindung mit dem massiven Personalabbau im Sanierungsprogramm S 3, in dem laut Planung der DB etwa 30.000 Arbeitsplätze gestrichen werden sollen, ist das ein doppelter Schlag ins Gesicht der Beschäftigten: Einerseits baut man nun zu Zeiten von Fachkräftemangel die berufserfahrenen Eisenbahner ab, und lässt dann den Rest der Belegschaft die Sanierung auch noch finanzieren. Dreister geht es ja wohl nicht!« (…)
Auch die Ergebnislinie der DB Fernverkehr AG hat sich noch einmal spürbar verschlechtert und ist auf minus 96 Millionen Euro gesunken. Die DB Cargo AG befindet sich bekanntermaßen in einer grundlegenden Transformation und verursacht einen Minusbetrag von 357 Millionen Euro. Da verwundert es nicht, dass Dr. Lutz die gemeinwohlorientierte DB InfraGO in ihrer Wirtschaftlichkeit verbessern will. Schließlich erhofft man sich hier den Gewinnausgleich, den man sonst mit der DB Schenker immer wieder so halbwegs hinbekommen hat.
Und dann wird auch noch die schlechte betriebliche Qualität zur Erklärung der desaströsen Bilanz herangezogen und – natürlich – die Streiks der GDL, die 2024 im Fernverkehr die Ursache für zu wenige Reisende und eine niedrigere Verkehrsleistung sein sollen. (…)
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Ähnliche:
- Anna Jörke/jW15.02.2025
Initiative »Nie wieder Krieg« begrüßt Gespräche zwischen USA und Russland
- Rüdiger Wölk/IMAGO14.12.2024
»Mach dich vom Acker!«
- Smith/imago01.10.2024
EVG gegen DB und Bund