Vor einem Mar-a-Lago-Abkommen
Von Lucas Zeise
Donald Trump verfügt neben dem Weißen Haus an der Pennsylvania Avenue in Washington, D. C., unter anderen, auch über ein beachtliches Anwesen im Badeort Mar-a-Lago im US-Bundesstaat Florida. Dort hat er die Siegesparty nach seiner Wahl im vergangenen November gefeiert, und dort empfängt er Gäste aller Art. Wahrscheinlich war auch Stephen Miran im November dabei, der heute im Finanzministerium unter Scott Bessent dem »Council of Economic Advisers« vorsitzt.
Schon im November hatte Miran eine Schrift (»Anleitung zur Neustrukturierung des internationalen Handelssystems«) veröffentlicht und darin ein Mar-a-Lago-Abkommen zwischen den USA und ihren Handelspartnern vorgeschlagen. Er erinnerte dabei an das 1985 nach dem Treffpunkt der Veranstaltung im New Yorker Hotel »Plaza« benannte Abkommen zwischen den USA, Japan und den größeren europäischen Ländern, das dem Anstieg des US-Dollars gegenüber Yen, D-Mark, Pfund und Franc ein Ende setzte. US-Präsident damals: der große Ronald Reagan.
Miran hat sicher recht mit seiner Analyse, dass die US-Währung heute wie vor 40 Jahren gegenüber den Währungen der Haupthandelspartner zu hoch bewertet ist. Der relativ teure Dollar ist eine wichtige Ursache für das riesige Außenhandelsdefizit, sowie zu einem Teil wenigstens auch dafür, dass in den USA Importe heimische Produkte ersetzt haben und die entsprechenden Industriezweige schrumpfen. Ursächlich für den hoch bewerteten Dollar ist laut Miran die Nachfrage auswärtiger Zentralbanken nach Reserven in US-Dollar. Von den internationalen Währungsreserven in Höhe von 12,7 Billionen Dollar der Zentralbanken werden etwa 60 Prozent in US-Dollar gehalten.
Wie sein Präsident plädiert auch Miran für Importzölle. Er erkennt auch an, dass gerade dann, wenn die Zölle das Ziel erreichen, Importe und das Defizit im Außenhandel zu verringern, der Dollar damit eher teurer als billiger werden dürfte. Man müsse also den nach oben strebenden US-Dollar durch Eingriffe am Devisenmarkt niedrig halten und die freundlich gesonnenen Handelspartner in einem Abkommen (in beispielsweise Mar-a-Lago) verpflichten, am Dollar trotzdem festzuhalten.
Mit ein wenig Druck könnten die willigen Partner eines solchen Abkommens davon überzeugt werden, ihre als kurzfristige Dollar-Staatsanleihen gehaltenen Reserven in langfristige (beispielsweise hundertjährige) umzuwandeln und diese bis zum Ende der Laufzeit zu halten. Dass der US-Dollar dann abwerte und ihre Investition entsprechend wertloser werde, wäre von diesen freundlichen Dauerinvestoren dann hinzunehmen. Dafür werde ihnen das Privileg zuteil, von der US-Regierung besser behandelt zu werden als der Rest der Welt.
In der schönen Welt Mirans sind die Importzölle dann weniger ein Mittel der Wirtschaftspolitik, um die heimische Industrie vor Importen zu schützen, als eine Erpressungsmaßnahme, um ausländische Staaten gefügig zu machen. Gerade die schlichtesten politischen Interpreten der erratischen Trumppolitik hätten also recht.
Unser Autor ist Finanzjournalist und Publizist. Er lebt in Aachen.
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