Vorteile für beide Seiten
Von Volker Hermsdorf
Die Kooperation zwischen Havanna und Moskau trägt Früchte. Als sichtbares Zeichen dafür unternahm der stellvertretende russische Ministerpräsident Dmitri Tschernijschenko am Freitag (Ortszeit) bei einem Besuch auf der Insel eine Probefahrt mit dem ersten in Kuba montierten Fahrzeug des russischen Autoherstellers UAZ. Vor Beendigung seines Besuchs unterzeichneten der Gast und sein kubanischer Amtskollege Ricardo Cabrisas 17 Kooperationsabkommen für gemeinsame Projekte in den Bereichen Gesundheitswesen, Bildung und Wissenschaft, Stadtplanung sowie künstliche Intelligenz. Auf einer Sitzung der russisch-kubanischen Regierungskommission für die wirtschaftlich-kommerzielle und wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit hatte Cabrisas zuvor auf das »enorme Potential in den bilateralen Beziehungen« hingewiesen, das nach seiner Ansicht »noch nicht voll ausgeschöpft ist, für Kubas Entwicklung entscheidend sein könnte und für beide Seiten Vorteile bietet«.
Die Inbetriebnahme des UAZ-Montagewerks ist ein wichtiger Schritt nach vorn. Die Kooperation war im Juni vergangenen Jahres in Havanna während der internationalen Fachmesse »Cubaindustria 2024« vereinbart worden. In der ersten Phase des Vertrags sollen in Kuba zunächst Fahrzeuge des SUV »Patriot« sowie eines Pick-ups mit Doppelkabine und Ladefläche montiert werden. In einer zweiten Phase sei später auch die Montage leichter Nutzfahrzeuge der Marke »Profi« vorgesehen, hieß es am Freitag. Zur Unterstützung des Personentransports habe die Moskauer Stadtverwaltung als Soforthilfe 50 Moskwitsch-Fahrzeuge für die Taxiflotte in der kubanischen Hauptstadt zur Verfügung gestellt, erklärte Tschernijschenko nach seiner Probefahrt. Er bekräftigte, dass sein Land Kubas Entwicklungsbemühungen weiterhin unterstützen werde, unter anderem durch Investitionen in den Bereichen Energie, Verkehr, Elektronik, Tourismus, Bildungsaustausch und Landwirtschaft. Als Beispiel nannte er die geplante Lieferung von Fahrzeugen, landwirtschaftlichen Maschinen und technischen Produkten für die Zuckerindustrie.
Außer einer im Februar erfolgten Übergabe von 100.000 Tonnen Erdöl und eines 60-Millionen-Dollar-Kredits zum Erwerb von Brennstoffen will Russland die Zusammenarbeit in den Ölfeldern von Boca de Jaruco in Kubas Provinz Mayabeque ausbauen, um die Folgen der Energiekrise abzumildern, unter der die Insel seit 2024 leidet. Mit Aufnahme des kommerziellen Betriebs der dortigen Raffinerie am 1. Januar seien eine Steigerung der Produktion und die Verringerung der Abhängigkeit von Einfuhren ermöglicht worden, sagte Tschernijschenko. Für russische Firmen ist das kubanische Know-how in der Gentechnik, der Biotechnologie, der medizinisch-pharmazeutischen Industrie und im Gesundheitswesen interessant.
Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel bezeichnete den Besuch des russischen Gastes am Freitag als »sehr produktiv«. Die Zusammenarbeit beider Länder sei »von großer Bedeutung, angesichts der gegenwärtigen Situation in der Welt und der Spannungen, denen unsere beiden Nationen ausgesetzt sind; der Besuch steht für die Stärkung und den Ausbau unserer Beziehungen«, erklärte er laut der kubanischen KP-Zeitung Granma. In den vergangenen Jahren haben beide Länder ihr bilaterales Verhältnis kontinuierlich mit dem Ziel ausgebaut, die enge Kooperation wiederherzustellen, die sie bis zum Ende der Sowjetunion 1991 pflegten. Im Oktober 2024 war Kuba auf einem BRICS-Gipfel im russischen Kasan mit Unterstützung Moskaus als Partnerland aufgenommen worden.
Beim Treffen mit Díaz-Canel erneuerte Tschernijschenko auch die Einladung von Präsident Wladimir Putin zu den Feiern anlässlich des 80. Jahrestages des Sieges über den Faschismus im Mai. Die Teilnahme sei »ein weiterer wichtiger Meilenstein in den bilateralen Beziehungen und zeige die Anerkennung des heldenhaften russischen Volkes und der übrigen Völker, die die UdSSR bildeten«, sagte er. Außerdem biete sich die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Staats- und Regierungschefs, die an den Feierlichkeiten teilnehmen werden. Nach Angaben Moskaus haben unter anderem Xi Jinping aus China, Nicolás Maduro aus Venezuela und Aleksandar Vučić aus Serbien zugesagt.
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