Gegründet 1947 Mittwoch, 16. April 2025, Nr. 90
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Aus: Ausgabe vom 09.04.2025, Seite 14 / Feuilleton

Nachschlag: Ertüchtigen zum Krieg

Angst vor Krieg | Mo., 20.15 Uhr, Das Erste
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Anne Will versucht sich mittlerweile als hintergründige Reporterin (Hamburg, 4.4.2025)

Anne Will scheint sich die Frage ihrer Kollegin Caren Miosga vom Sonntag, wie man den »Pazifismuscode« in der »deutschen DNA« umschreiben könne, zu Herzen genommen zu haben. Schon am Tag drauf liefert sie zur Primetime den nächsten Anlauf dafür. Will bietet ein buntes Potpourri: einen Verkäufer von Bunkerwohnungen, in denen man beim Einsatz konventioneller Waffen nicht »drinnen zerfetzt« werde. Einen deutschen Soldaten in Litauen, der versichert, das Üben mit scharfer Munition sei wie Silvester – »laut, spaßig und qualmt viel«. 16jährige, denen die Kameradschaft bei sogenannten Schnuppercamps der Bundeswehr gefällt. Und Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) darf natürlich auch nicht fehlen. An der »Jugendoffensive« der Bundeswehr sei nichts Verwerfliches – das Ziel ist Kriegstüchtigkeit. Denn, so stellt Will erschrocken fest, »nur« 29 Prozent der Deutschen seien bisher bereit, das Land mit der Waffe zu verteidigen. An der Umcodierung muss also fleißig weitergearbeitet werden. (dss)

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  • Leserbrief von Wilfried Schubert aus Güstrow (10. April 2025 um 12:24 Uhr)
    Kriegstüchtig ist der Propaganda von Goebbels entnommen. Auch Minister Pistorius gebraucht es. Und ich dachte immer, Nazipropaganda wäre bei Strafe verboten. Real betrachtet ist die NATO bereits mehr als kriegstüchtig gegen Russland. Die NATO-Staaten Europas verfügen über 4.297 Panzer, 10.000 Artillerie und 1.047 Kampfflugzeuge mehr als Russland. Die NATO grenzt mit einer Reihe Staaten an Russland. In Litauen entsteht die Panzerbrigade 45 der Bundeswehr an der Grenze zu Russland.
    • Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude (10. April 2025 um 12:53 Uhr)
      Das Wort »kriegstüchtig« mischt zwei Bestandteile: Krieg möchte man nicht, aber das Wort »tüchtig« ist besonders in Deutschland ein positiv besetzter Begriff. Er soll die ungenießbaren Bestandteile dieser Wortsuppe zumindest so aufbereiten, dass sie geschluckt wird. Das gleiche gilt für »Freiheitsdienst«. In die Dienspflicht möchte die Jugend nicht genommen werden, ihre Freiheit haben dagegen schon. Orwell lässt auch hier grüßen. Der Satz »Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit« (und was notwendig ist, sagen andere), der fällt meiner Meinung nach auch darunter. Wo bleibt die Lust, gerade Dinge zu tun, die nicht unbedingt notwendig sind oder im Moment gerade das Gegenteil davon zu tun, was man heute früh noch für notwendig hielt?
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Torsten Andreas S. aus Berlin (9. April 2025 um 13:36 Uhr)
    Ideologisch betrachtet wird hier auf eine Weise argumentiert, die eine nicht akzeptable Unzufriedenheit mit Kriegen sogar zu tolerieren versucht! Das bedeutet: Die Wehrpflicht ist unvermeidlich! Sie muss anerzogen werden. Sagen wir: von Kindesbeinen an. Die Frage, ob mit oder ohne Wumme/Knarre/Waffe, stellt sich nicht, solange der Russe nicht erledigt ist. Und zwar auf Dauer. Abba die Sache mit den 18jährigen ukrainischen Freiwilligen aller Geschlechter, die für 1 Jahr Kriegsdienst 24000 Euros oder Dollars bekommen werden, ist keine Nachricht in der Tagesschau wert? Kaum zu glauben, wovon wir am besten nix wissen sollen! – Ich war am elften November 1989 im Auerkeller in Leipzig eingeladen von zwei Herren von der SPD NRW. Sie hatten keine Ahnung von der Realität, also von normalen Preisen, wollten mich beeindrucken. Aber bis heute wurde er nicht durchgesetzt – dank mir, dem Studentenführer der DDR vom März bis zum 9.11.1989, 19 Uhr. Umma auf den Putz zu hauen. Allerdings: Diese Darstellung stimmt. Die Gründung des Leipziger Studentenrats am 26.10.1989 war die erste politische nicht staatliche Versammlung/Konferenz mit Tausenden, die nicht in kleinen Gruppen über sich selbst fantasierten.

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