Unmut über Netanjahu
Von David Siegmund-Schultze
Am Donnerstag haben etwa 1.000 aktive und pensionierte israelische Reservisten der Luftwaffe in einem offenen Brief die Kriegführung des Premiers Benjamin Netanjahu kritisiert. Die Fortsetzung des Krieges am 18. März diene »hauptsächlich politischen und persönlichen Interessen« Netanjahus, heißt es darin. Sie fordern ein Abkommen mit der Hamas, das die Freilassung der 24 verbliebenen Geiseln beinhaltet, die nach israelischen Informationen noch am Leben sind, selbst wenn das ein Ende des Krieges bedeute.
Die Luftwaffe kündigte daraufhin an, sie werde die aktiven Reservisten, die den Brief unterzeichnet haben, entlassen. Auch wenn nicht klar ist, wie viele der Unterzeichner noch Militärdienst leisten, war sich ein Armeesprecher sicher, dass es nur sehr wenige sein können; denn es sei »unmöglich, dass jemand, der eine Schicht bei der Luftwaffe macht, später herauskommt und mangelndes Vertrauen in die Mission äußert. Das ist eine unmögliche Anomalie.«
Netanjahu begrüßte am Donnerstag naturgemäß die Entlassungen: Der Brief sei »unverzeihlich«, weil er die »Feinde Israels« stärke. Am Freitag legte er noch einmal nach: Die Unterzeichner gehörten nicht zu »unseren heldenhaften Soldaten«; sie seien vielmehr eine »laute Minderheit, die von ausländischen NGOs unterstützt wird«. Laut einer jüngsten Umfrage des israelischen Fernsehsenders Channel 12 unterstützen jedoch fast 70 Prozent der Israelis ein Ende des Krieges, wenn dafür alle Geiseln freikommen.
Derweil nimmt der Hunger im Gazastreifen weiter zu – bei fortgesetzten Luft- und Bodenangriffen. UN-Sprecher Farhan Haq sagte am Donnerstag, dass mehr als 60.000 Kinder unter Mangelernährung litten. Seit März blockiert Israel sämtliche Lebensmittel- und Hilfslieferungen. Haq wies zudem darauf hin, dass humanitäre Partnerorganisationen vor akutem Wassermangel in Unterkünften für Vertriebene warnen: »Der Wassermangel, zusammen mit dem Mangel an Reinigungsmitteln und dem Zusammenleben mit Nutztieren, hat verheerende Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit.«
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