Nachschlag: Illusion

Wenn wir sehen und nicht bloß schauen, sät Kubrick hier Schauriges. Das geht weit hinaus über Kriegsexploitation à la »Black Hawk Down« oder »A Bridge Too Far«, erzählt mehr als jene alte Krieg-ist-ja-so-grausam-Leier, subtil nämlich die Geschichte zweier Prototypen, repräsentiert von den Privates Pyle und Joker. Dass der eine zur Hälfte dieses in Ausbildung und Einsatz geteilten Films schon stirbt, ändert wenig am Dualismus, den beide bilden und von dem der ganze Film getragen wird. Ausgerechnet der mit seinem Gewehr sprechende, charakterschwache, sich überidentifizierende Pyle (»seven-six-two millimeter, full metal jacket«) verendet im amokhaften Widerstand. Ausgerechnet der distanzierte Ironiker Joker (»It’s that you, John Wayne? Is this me?«) wird zum perfekten Mordwerkzeug des US Marine Corps. Krieg packt sie alle: Jeder, der wegläuft, ist ein Vietcong. Jeder, der stehenbleibt, ist ein disziplinierter Vietcong. Distanz, meint das alles, war immer schon Illusion, wo man längst mittendrin ist. (fb)
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Mehr aus: Feuilleton
-
Das Streben nach Glück
vom 14.04.2025 -
Das Leben ist selber die Lösung
vom 14.04.2025 -
So muss es sein!
vom 14.04.2025 -
Die Ursprache des Glücks
vom 14.04.2025 -
Vorschlag
vom 14.04.2025 -
Steine für die USA
vom 14.04.2025