Nachschlag: Unter Creeps

Ein schwarzer Fotograf soll der Familie seiner weißen Freundin vorgestellt werden, fast wie seinerzeit in »Guess Who’s Coming to Dinner« (1967). Nein, versichert sie ihm, in der Familie gebe es keine Rassisten, und »creepy« sei auch niemand. Zumindest letzteres ist eine offensichtliche Schwindelei. Bereits die Fassade des Herrenhauses auf dem Landsitz der Familie lässt Böses ahnen. Die schwarzen Bediensteten habe man von den Großeltern geerbt, heißt es. Der liberale, weißbärtige Hausvater, ein Hirnchirurg, entpuppt sich als Mad scientist, die sensible Hausmutter, eine Psychologin, als wahre neuenglische Hexe, der Lacrosse-spielende Bruder ist Soziopath durch und durch. Und die Freundin, die behauptet, nie zuvor mit einem Schwarzen zusammen gewesen zu sein, sammelt Schnappschüsse mit Dutzenden schwarzer Boyfriends im Kleiderschrank … Die Weißen, sie sehen deinen Körper als Objekt ihrer Handhabe. Sie begutachten ihn, sie experimentieren mit ihm, sie versteigern ihn. Die Tage der Sklaverei sind nie vorübergegangen. (aha)
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