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Aus: Ausgabe vom 25.04.2025, Seite 3 / Schwerpunkt
Elbe-Tag

»Torgau steht für Frieden mit Russland«

Der »Elbe-Tag« jährt sich am Freitag zum 80. Mal. Ein Gespräch mit Patrik Köbele
Von Max Grigutsch
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Denkmal mit der Inschrift »Ruhm dem Sowjetvolk – Dank für seine Befreiungstat« an der Elbe (Torgau, 2.5.2022)

Der sogenannte Elbe-Tag erinnert an das Aufeinandertreffen sowjetischer und US-amerikanischer Truppen am 25. April 1945 bei Strehla, unweit Torgau. Sie sprechen auf der Gedenkveranstaltung eines Friedensbündnisses am Sonnabend. Warum ist die Erinnerung aus Ihrer Sicht heute noch wichtig?

Der Tag erinnert an den Beginn vom Ende des Faschismus. Er erinnert auch an den Handschlag zwischen der US-Armee und der Roten Armee. Für diejenigen, die sich dort getroffen haben, und für viele Menschen in der Welt hat das die Hoffnung ausgedrückt, dass es zu einer friedlichen Welt kommen könnte. Das hat sich nicht so bewahrheitet. Durch den Kalten Krieg und dadurch, dass der Imperialismus sehr schnell wieder das Ziel verfolgt hat, die Sowjetunion zu beseitigen.

Wie verorten Sie den Jahrestag in der heutigen Gemengelage in Deutschland und der Welt?

Für mich steht die Begegnung in Torgau eindeutig für Frieden mit Russland. Heute würde ich sagen: Frieden mit Russland und China. Das ist die einzige Möglichkeit, um Deutschland aus dem verhängnisvollen Strudel hin zu einer immer tiefer werdenden Beteiligung an dem Krieg in der Ukraine zu ziehen. Der ist letzten Endes ein Stellvertreterkrieg der NATO gegen Russland, zielt aber auch auf die Volksrepublik China ab. Das ist auch der Geist der Veranstaltung am Sonnabend.

Es wird auch eine Demo geben – welche Forderungen haben Sie?

Frieden mit Russland und China steht im Vordergrund. Dann: keine US-Raketen in der BRD. Wir lehnen die geplante Stationierung neuer US-Mittelstreckenraketen ab 2026 kategorisch ab, genauso wie die Hochrüstungskriegskredite der Bundesregierung und eine neue Wehrpflicht.

Es gibt auch eine städtische Gedenkveranstaltung – warum machen Sie da nicht mit?

Unsere Veranstaltung ist entstanden als Reaktion auf die Entpolitisierung der städtischen Veranstaltung hin zu einem allgemeinen Happening ohne reale Erinnerung. Das wollten unsere Genossinnen und Genossen vor Ort nicht mitmachen. Deswegen haben sie vor Jahren mit dieser Veranstaltung begonnen, die am Geist des Tages der Begegnung, wie er seit 1945 praktiziert worden ist, bevor 1989 in der DDR die Konterrevolution gesiegt hat, festhält. Es gibt übrigens noch eine dritte Veranstaltung aus dem eher rechten Spektrum.

Was planen die Rechten?

Die Veranstaltung ist Teil einer bundesweiten Kampagne unter der Losung »Gemeinsam für Deutschland« – erste Forderung: flächendeckende Grenzkontrollen. Dann kommen auch noch ein paar Friedensforderungen, wie keine »Taurus«-Lieferungen. Allerdings haben sie nicht eine Forderung, die sich gegen die Kriegstüchtigkeitsstrategie der alten und neuen Bundesregierungen oder gegen die Kriegskredite richtet. Es liest sich, als fänden sie deutsche Aufrüstung gut. Für uns gibt es keine Gemeinsamkeit mit dieser Aktion, die sich einzelne Friedensforderungen zu eigen gemacht hat, um von ihrem Kern, nämlich einer Unterstützung des deutschen Imperialismus, abzulenken. Wir hoffen, dem mit den Aktionen unseres Friedensbündnisses etwas entgegensetzen zu können.

Wie steht es um die Teilnahme an Ihrer Veranstaltung – wieso sollten sich etwa Jüngere dafür interessieren?

Der Jugendanteil bei vielen Aktionen der Friedensbewegung ist noch zu gering. Allerdings scheint er zu wachsen. Die Gefahr einer Wiedereinführung der Wehrpflicht hat einen mobilisierenden Faktor. Ich hoffe, dass die Jugendbewegung ihre Perspektive auch in den weiteren Aktionen der Friedensbewegungen immer deutlicher zeigen wird.

Patrik Köbele ist Vorsitzender der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP)

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