Polenta Potentilla
Von Maxi WunderIn der Absicht, ein wenig heile Welt auf die Idylleseite dieser Zeitung zu pflanzen, suche ich für die begonnene Gartensaison nach der Blume des Jahres 2025. Antwort: Das Sumpf-Blutauge. Ich hätte es wissen müssen. Warum sollten in Zeiten wie diesen Maiglöckchen, Himmelsschlüssel oder Brautmyrten das Rennen machen?
Die Loki-Schmidt-Stiftung für Naturschutz traf die vermeintlich schaurige Wahl und wies damit auf ein Umweltproblem hin: die Trockenlegung der deutschen Moore und die Notwendigkeit ihrer Wiederbenässung – wegen CO2 und Bienchen und so. Das Moor ist die natürliche Heimat des Sumpf-Blutauges. Die Blume gleicht von weitem einem purpurroten Stern. Mit ihrem üppigen Kelch, der sich während der Blüte weiter vergrößert und botanisch gesprochen als »Schauapparat« dient, lockt die Potentilla palustris aus der Familie der Rosengewächse zahlreiche Bestäuber an, darunter 43 Wildbienen, allen voran Sand- und Schmalbienen. Ein Hektar Sumpf-Blutauge liefert 30 bis 60 Kilo Honig.
Die Verbreitung der Samen gelingt dank Haken an den Spitzen, mit denen sie im Fell von vorüberstreifenden Tieren oder im Gefieder von Wasservögeln hängenbleiben. Die Samen können aber auch ohne Vogeltaxi im Wasser davontreiben, sie sind schwimmfähig und keimen noch nach längerem Baden. Zudem nehmen Wasservögel, Nagetiere und Rentiere sie mit der Nahrung auf und verbreiten sie so en passant.
Zum Gedeihen braucht Potentilla palustris torfigen Boden, viel Sonne, eine konstant hohe Luftfeuchtigkeit und möglichst keine Konkurrenz in Gestalt anderer Pflanzen. Weil ihre ursprünglichen Lebensräume durch Erschließung landwirtschaftlicher Nutzflächen und Trockenlegungen immer seltener werden, steht das bildhübsche Sumpf-Blutauge auf der roten Liste der bedrohten Arten.
Dem gilt es Einhalt zu gebieten! Setzt ein Zeichen der Liebe – pflanzt Potentilla palustris in euren Gärten! Für die 1.-Mai-Party hier der passende Imbiss:
Polenta Potentilla
In einem Topf einen Liter Gemüsebrühe aufkochen, 300 g feinen Maisgrieß einrühren, ständig rühren, bis die Masse dick wird (ca. fünf Minuten). Vom Herd nehmen, zwei EL Butter, 100 g frisch geriebenen Parmesan, zwei EL getrockneten Thymian sowie Salz und Pfeffer unterrühren. Die Polenta in leicht gefettete Schälchen füllen und abkühlen lassen. Für die Sauce 200 g entsteinte und eingeweichte getrocknete Pflaumen mit 100 ml Wasser, ein bis zwei klein gehackten roten Chilischoten, zwei TL Ahornsirup, zwei TL Balsamicoessig, einer Prise Zimt und einer Prise Salz ca. zehn Minuten köcheln lassen, dann pürieren und ggf. durch ein feines Sieb streichen. Mit Rote-Bete-Saft oder Lebensmittelfarbe das Rot intensivieren. Die Schälchen stürzen, die rote Sauce in einen Spritzbeutel geben und jeweils sternförmig um die Polentahügel ziehen. Für den Blumen-Appeal einen Tropfen Sauce oben drauf als »Blütenstempel«. Rundherum frischen Rucolasalat mit karamellisierten Walnüssen drapieren. Dazu passt ein Crémant oder ein hausgemachter Lavendel-Zitronen-Eistee.
Und nicht vergessen: Erster Mai – Saigon ist frei!
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