Nachschlag: Bergoglios Vermächtnis

Zwar ist die Theologie aus dem Zentrum, das sie in der intellektuellen Debatte jahrhundertelang besetzt hielt, bereits vor Generationen an den Rand gedrängt worden, also ins Schattige, wo die Esoterik west, doch stirbt ein Papst, wird für einen kurzen Augenblick auch dessen spirituelles Fundament angestrahlt. Bei Franziskus lässt es sich auf einen nur schwer fasslichen Begriff bringen: die politische Herrschaft des Herzens. Die schillernde Bestimmung geht zurück auf die Herz-Jesu-Verehrung der Jesuiten, die sie wiederum von der Mystikerin Margareta Maria Alacoque übernommen hatten. Von da an wurde der Kultus zum Erkennungszeichen etwa der Aufständischen in der Vendée 1793 und der Tiroler um Andreas Hofer 1796. Das klingt finster und war es auch, aber Bergoglio wäre nicht Franziskus, besäße sein solcherart formulierter politischer Anspruch nicht auch eine irgendwie antikapitalistische Volte. Der universelle Anspruch der katholischen Kirche wird mit Gottes Liebe begründet. Das mag tröstlich oder aber furchterregend sein. (brat)
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