Havanna hat noch immer diesen unverwechselbaren Duft nach frischer Erde, Blumen und Straßenverkehr. Bei der ersten Begegnung mit der Altstadt nach der Buchmesse vom letzten Jahr scheint vieles vertraut. Doch schon nach wenigen Metern Spaziergang ist klar: Hier ist vieles im Umbruch. Neue Läden, ein modischeres und breiteres Angebot an Schuhen und Kleidern sowie komplett renovierte Häuserzeilen und unzählige Baustellen.
Die kenne ich auch aus Berlin, wo die ganze Stadt, wenn nicht gar das ganze Leben eine Baustelle zu sein scheint. Doch welch ein Unterschied: Während dort mit der Abrißbirne gearbeitet wird und kostbares Altes durch nichtssagende dumpfe Neubauten ersetzt wird, versucht man hier, durch filigrane Restaurierung das Alte zu bewahren und ihm neuen Glanz zu geben. Auch hierin zeigt sich eine Nachhaltigkeit anstelle eines unmenschlichen Ex und Hopp.
Die Menschen in Kuba haben im letzten Jahr harte Rückschläge durch die drei Hurrikans hinnehmen müssen. Auf den Gesichtern der Leute in den Straßen spiegeln sich solche Sorgen nicht wieder, sie sind erprobt darin, auch solche Turbulenzen zu überwinden. Wenn sie aber von den hinter ihnen liegenden letzten Monaten erzählen, sind dies einschneidende Erfahrungen. Auch, wenn die Folgen der Hurrikans in Havannas Stadtbild nicht sichtbar sind und die Versorgung – zumindest in den Hotels und Restaurants – klappt, ist noch längst nicht alles wieder auf dem Stand vor den Katastrophen. Immer mehr Mittel müssen für die notwendige Einfuhr von Lebensmitteln durch den kubanischen Staat aufgebracht werden. Durch die US-Blockade wird dies noch zusätzlich verteuert.
Auch die Cabana – wie immer ist diese einzigartige Festung ein wunderbarer Ort für die Buchmesse – hat trotz der jahrhundertealten Mauern ihr Gesicht verändert. Bis zur letzten Minute wurde mit Hammer, Schlagbohrer, Pinsel und Farbe daran gewerkelt, alles zu verschönern. Die Gastronomie auf dem Gelände wurde deutlich erweitert, viele neue Stände in und um die Messe laden zum Verweilen, Essen und Trinken ein. Die intensiven Wirtschaftsbeziehungen zu China werden auch im Stadtbild und auf der Messe sichtbar: immer wieder begegnet man Touristen, Studenten, Arbeitern und auch Messebesuchern und Ausstellern aus dem Reich der Mitte.
Ich bin neugierig, was die nächsten Tage an neuen Entdeckungen noch bringen.