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Gegründet 1947 Donnerstag, 21. November 2024, Nr. 272
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    Mein Tag: Viel in Veränderung

    Marion Leonhardt
    Baustelle
    Das Leben an einer Baustelle

    Havanna hat noch immer diesen unverwechselbaren Duft nach frischer Erde, Blumen und Straßenverkehr. Bei der ersten Begegnung mit der Altstadt nach der Buchmesse vom letzten Jahr scheint vieles vertraut. Doch schon nach wenigen Metern Spaziergang ist klar: Hier ist vieles im Umbruch. Neue Läden, ein modischeres und breiteres Angebot an Schuhen und Kleidern sowie komplett renovierte Häuserzeilen und unzählige Baustellen.

    Die kenne ich auch aus Berlin, wo die ganze Stadt, wenn nicht gar das ganze Leben eine Baustelle zu sein scheint. Doch welch ein Unterschied: Während dort mit der Abrißbirne gearbeitet wird und kostbares Altes durch nichtssagende dumpfe Neubauten ersetzt wird, versucht man hier, durch filigrane Restaurierung das Alte zu bewahren und ihm neuen Glanz zu geben. Auch hierin zeigt sich eine Nachhaltigkeit anstelle eines unmenschlichen Ex und Hopp.

    Die Menschen in Kuba haben im letzten Jahr harte Rückschläge durch die drei Hurrikans hinnehmen müssen. Auf den Gesichtern der Leute in den Straßen spiegeln sich solche Sorgen nicht wieder, sie sind erprobt darin, auch solche Turbulenzen zu überwinden. Wenn sie aber von den hinter ihnen liegenden letzten Monaten erzählen, sind dies einschneidende Erfahrungen. Auch, wenn die Folgen der Hurrikans in Havannas Stadtbild nicht sichtbar sind und die Versorgung – zumindest in den Hotels und Restaurants – klappt, ist noch längst nicht alles wieder auf dem Stand vor den Katastrophen. Immer mehr Mittel müssen für die notwendige Einfuhr von Lebensmitteln durch den kubanischen Staat aufgebracht werden. Durch die US-Blockade wird dies noch zusätzlich verteuert.

    Auch die Cabana – wie immer ist diese einzigartige Festung ein wunderbarer Ort für die Buchmesse – hat trotz der jahrhundertealten Mauern ihr Gesicht verändert. Bis zur letzten Minute wurde mit Hammer, Schlagbohrer, Pinsel und Farbe daran gewerkelt, alles zu verschönern. Die Gastronomie auf dem Gelände wurde deutlich erweitert, viele neue Stände in und um die Messe laden zum Verweilen, Essen und Trinken ein. Die intensiven Wirtschaftsbeziehungen zu China werden auch im Stadtbild und auf der Messe sichtbar: immer wieder begegnet man Touristen, Studenten, Arbeitern und auch Messebesuchern und Ausstellern aus dem Reich der Mitte.

    Ich bin neugierig, was die nächsten Tage an neuen Entdeckungen noch bringen.

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    Jagd nach der Fracht

    Peter Steiniger
    Geballte Frauenpower: Mónica Zurbano, Katja Zöllig und Katja Klü
    Geballte Frauenpower: Mónica Zurbano, Katja Zöllig und Katja Klüßendorf

    Bei unserem ersten Besuch auf dem Messegelände herrscht dort überall das emsigste Treiben. In den Kasematten der Festung, auf den Straßen und Plätzen dort, wird gehämmert, gepinselt, montiert, werden Waren und Ausstellungsstücke transportiert.
    Unsere drei Stände haben einen guten Standort bekommen. Schräg gegenüber befindet sich auch der andere deutsche Part, der vom Frankfurter Büro Buchmesse bestritten wird. Wir begrüßen die Kollegen und tauschen Neuigkeiten aus.
    Nun wollen auch wir loslegen mit dem fröhlichen Aufbauwerk. Kistenweise hatten wir Bücher, Zeitungen, Plakate und allerhand Gestaltungsmaterial von Berlin aus auf die Reise geschickt. Mittlerweile sollte dies alles in den Lagerhallen der Messe schon auf uns warten.
    Der knappe Bescheid der Messeleitung lautet: Im Datensystem ist diese Lieferung nicht verzeichnet. Wir sollen mal direkt im Lager nachfragen. Doch auch dort ist die rote Luftfracht unbekannt. »Aus Deutschland ist nichts da.«
    Die »Frankfurter«, die ihr Material auf dem Seeweg geschickt hatten, sitzen ebenso noch auf dem Trockenen. Immerhin wissen sie schon, dass ihre Sachen tatsächlich bereits auf der Messe deponiert sind.
    Der nächste Weg führt in die Niederlassung unserer kubanischen Transporteure in Alt-Havanna. Dort lässt man die Telefone heiß laufen. Das Resultat ist erneut ernüchternd: keine Fracht aus Deutschland. Nun sollen wir direkt zum Frachtterminal des José-Martí-Flughafens fahren, uns dort erkundigen. Vielleicht lässt sich unsere Sendung dort irgendwo ausmachen.
    Havannas Airport liegt allerdings ein ziemliches Stück außerhalb, südlich der Stadt. Was, wenn auch dieser Versuch vergeblich ist? Das wäre ein ziemliches Fiasko.
    Am Mittwoch morgen brechen zwei von unseren drei Katjas und Übersetzerin Mónica zu dieser entscheidenden Mission auf. Für den Hinweg können sie mit einem Taxifahrer einen fairen Preis vereinbaren.
    Die Leute vom Frachtterminal erweisen sich als hilfsbereit und vor allem kompetent. Besonders die Damen sind ausgesprochen taff – Gleichberechtigung im Beruf merkt frau eben. Und das Beste: Unsere Sendung ist nun endlich eingetroffen. Sie kommt gleich mit auf einen Sammeltransport zur Messe.
    Bleibt noch der Rückweg: Unsere drei Gesandtinnen reisen kubanisch, per »Botella«. Vor allem hier in Havanna nutzen viele – meistens Frauen – die Fahrt per Anhalter - auch für tägliche Wege innerhalb der Stadt, etwa, um zur Arbeit oder zur Uni zu gelangen.
    ¡Sí, podemos! Unser Messeauftritt 2009 ist gerettet. 

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    Staubericht

    Peter Steiniger

    Es ist schon verdammt eng auf Kubas Datenautobahnen und die Mitfahrgelegenheiten sind recht kostspielig. Sechs konvertible Pesos – dem Äquivalent zum Dollar – sind für eine Stunde Internetzugang in den Computerecken der Hotels zu entrichten. Für die meisten Einheimischen ist das nahezu unerschwinglich.
    Wenigstens der ideologischen Diversion über dieses Medium ist der Weg zuverlässig verlegt. Denn beim Surfen würde man ertrinken. Der Seitenaufbau erreicht maximal Schneckentempo und stellt die revolutionäre Geduld auf die allerhärteste Probe – drei, vier E-Mails unter Fluchen und Stöhnen, dann ist das Stündchen verflogen und die Kiste logt sich wieder aus.

    Dem Internet komme eine vitale und unverzichtbare Bedeutung für die Entwicklung Kubas zu, unterstrich vor wenigen Tagen in einem Interview für Juventud Rebelde dessen stellvertretender Minister für Informationstechnologien, Boris Moreno Cordovés. Seit den 90er Jahren ist Kuba an das World Wide Web angeschlossen, allerdings sehr limitiert. Infolge des Toricelli-Aktes – einer Verschärfung der US-amerikanischen Blockadebestimmungen – geschieht die Anbindung nur per Satellit statt über eines der leistungsstarken karibischen Unterseekabel. Trotz einer deutlichen Erweiterung der Kapazitäten in den letzten Jahren verfügt Kuba gegenwärtig nur über 180 Megabyte Upload und 302 Mb für den Dateneingang. Dies liege weit unterhalb des realen Bedarfs und sei darüber hinaus mit hohen volkswirtschaftlichen Kosten verbunden, unterstrich Cordovés.

    Gegenwärtig gibt es in Kuba mehr als 1.400.000 Nutzer von Informationsnetzwerken. Mitgezählt sind dabei diejenigen, die ausschließlich über einen – nationalen oder internationalen - Email-Zugang verfügen sowie jene, die das kubanische Intranet »Red Cuba« nutzen oder einen echten Vollzugang zum Internet haben. Nach den Daten des Nationalen Amtes für Statistik aus dem Jahr 2007, so der Minister, haben 14 Prozent aller Nutzer einen privaten Anschluß in ihrer Wohnung.

    »Wir denken, dass es die verantwortungsvollste Politik ist, kollektive Zugänge zum Netz weiter auszubauen - das ist die Linie, der Kuba gefolgt ist, und die wir weiterhin stimulieren wollen«. Dazu sollen die Angebote in Jugend- und Informatikzentren, im Gesundheitswesen, in Bereichen von Bildung und Kultur sowie in Wirtschaftseinrichtungen von besonderer Bedeutung erweitert werden.

    Die Bereitschaft, mehr Bürgern den Zugang zum Internet zu ermöglichen - in dem Rahmen, den die technischen und ökonomischen Bedingungen gestatten - sei vorhanden, unterstrich Cordovés in der Zeitung des kubanischen Jugendverbandes.

    Kurzfristig benötigen auch wir einen solchen, um während der kommenden Messetage effektiver arbeiten und von hier berichten zu können. Wir hoffen, dass es mit dem Anschluß an unserem Stand ebenso zuverlässig und professionell klappt wie im vergangenen Jahr. Dann geht es zwar auch nur im Schritttempo, aber immerhin kontinuierlich voran auf dem Datenhighway.

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    Auf Sendung

    Peter Steiniger

    Da sind wir wieder - direkt aus Havanna, »live und in Farbe«. Noch ist die Verbindung etwas wacklig. Der einzig freie Computer in der Lobby des Colina-Hotels, gleich neben der Universität von Havanna gelegen, ist natürlich auch der ohne funktionierende Verbindung mit dem Internet. Also heißt es warten, warten, warten. Dann ist es endlich soweit für einen ersten Nachtrag für diesen Blog.
    Der Weg zum Sozialismus ist bekanntlich weit und beschwerlich. Am Sonntag morgen trudeln wir mit Sack und Pack auf dem Flughafen Berlin-Tegel ein. Via Paris soll es mit Air France über den großen Teich gehen. Dort holt uns noch einmal der Winter ein. Die Landschaft um die Stadt an der Seine zeigt sich schneebekrümelt. Der Jumbo-Jet hat es nicht eilig, von dort wegzukommen.
    Gelegenheit für etwas Palaver in der Gruppe und den Austausch von Reiseerfahrungen. Späher werden ausgesandt, um die moderatesten Preise für Schokoriegel und Wasser zu erkunden. Die Raucher unter uns atmen noch einmal kräftig blauen Dunst durch, um eine Nikotinreserve für den Langstreckenflug aufzunehmen. Mit zweistündiger Verspätung heben wir dann ab.
    Meterologische Beobachtung: Über dem gesamten Atlantik zeigt sich eine dicht geschlossene Wolkendecke, welche noch die kommenden zwei Wochen über Mitteleuropa ziehen dürfte.
    In Havanna hat sich pünktlich mit unserer Ankunft die Kältewelle verabschiedet. Nur eine steife Brise erinnert noch an das, was man in der Karibik unter Winter versteht.
    Für die Kuba-Neulinge unter uns ist der bunt zusammengewürfelte Fuhrpark, der über die Straßen braust, darunter die zahlreichen Ladas, MZ-Motorräder und die von der Mittelklasse der fünfziger Jahre zurückgelassenen amerikanischen Straßenkreuzer, die erste Attraktion. Ab und an rauscht ein Service-Fahrzeug der Telekommunikationsgesellschaft Etecsa vorbei. Diese soll mehr Autos als Telefone haben, meint der kubanische Volksmund.
    Alt-Havanna, wo wir die nächsten beiden Wochen residieren werden, schmückt sich mit prächtigen Bauten aus seiner reichen kolonialen Epoche, perfekt restaurierte Gebäude und krasser Verfall sind dicht beeinander zu finden. Das kleine Hotel, in dem wir absteigen, liegt nahe dem Prado-Boulevard und erweist sich als recht komfortabel.
    Der Zeitunterschied zu Deutschland beträgt volle sechs Stunden, doch einen Jet-Leg können wir uns nicht leisten. Am Montag morgen steht bereits ein erstes Gespräch mit der kubanischen Gesellschaft für Völkerfreundschaft, ICAP, auf dem Programm. Wir berichten über die Arbeit des Berliner Büro Buchmesse Havanna, die Situation in Deutschland, die Rolle von junge Welt und die deutsche Kuba-Solidaritätsbewegung. Wir sprechen über Möglichkeiten der Zusammenarbeit in den kommenden Tagen und in einer längerfristigen Perspektive.
    Nach einem kleinen Stadtbummel durch das Vedado-Viertel beraten wir noch einmal detailliert die vor uns liegenden Aufgaben. Welche Veranstaltungen der Buchmesse – deren Anzahl ist immens, das Themenspektrum breit - sollten wir wahrnehmen, über was wollen wir hier berichten? Neben den rein literarischen Höhepunkten geht es auf der »Feria« auch um Politik, Geschichte, Wissenschaft und Kunst. Das diesjährige Ehrengastland Chile ist auf allen Gebieten hochkarätig vertreten. Einen Schwerpunkt in diesem Teil des Programms bildet die Ära der Unidad Popular unter dem 1973 von Reaktion und CIA totgeputschten Präsidenten Salvador Allende.
    Dann folgt noch der obligatorische Gang zur Akkreditierung im Pressezentrum. Viele Fragen sind zu beantworten und organisatorische Punkte zu klären. Der Terminkalender füllt sich um weitere nützliche Einträge.
    Nach einer ersten Besichtigung des Messegeländes beginnen wir heute mit der Gestaltung unserer Stände, holen Bücher, Materialien und Paletten voller Zeitungen aus den Lagerräumen. Wir wollen bereit sein, wenn es morgen los geht mit dem großen Kultur-Volksfest.

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    Die Quote stimmt

    Nur die fittesten kommen für den Langstreckenflug auf die rote Insel in Frage. Vier Frauen und vier Männer sollen an der karibischen Systemgrenze ihren Dienst leisten.
    Das sind die Auserwählten, die das Berliner Büro Buchmesse Havanna in diesem Jahr auf der »Feria del libro« vertreten und auch an diesem Blog mitwirken werden:
    Katja Boll (Gewerkschaftssekretärin, Dienstleistungsgewerkschaft ver.di), Marion Leonhardt (ver.di-Gewerkschaftssekretärin, Vertreterin der Freundschaftsgesellschaft BRD Kuba e.V.), Katja Klüßendorf (Leiterin Berliner Büro Buchmesse Havanna), Dietmar Koschmieder (Geschäftsführer der Tageszeitung junge Welt), Gunnar Siebecke (Freundschaftsgesellschaft BRD Kuba e.V.), Peter Steiniger (jW-Onlineredaktion), Katja Zöllig (Abo-Abteilung des Verlags 8. Mai GmbH) und Ruben Wesenberg (freier Journalist und Fotograf).
    Sie lesen von uns!

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    Auf gepackten Koffern

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    Am kommenden Sonntag startet unsere Delegation nach Kuba zur 18. Buchmesse von Havanna, die vom 12. bis 22. Februar 2009 stattfindet.
    Das Berliner Büro Buchmesse Havanna, das Netzwerk Cuba - informationsbüro e. V. und die Tageszeitung junge Welt werden dort erneut einen alternativen deutschen Messeauftritt bestreiten.
    Neben der Berichterstattung in unserer Print- und Onlineausgabe über dieses wichtige politisch-kulturelle Ereignis werden wir Sie in diesem Blog auf dem laufenden halten. Mit Beiträgen über Erfahrungen und Begegnungen auf der Messe und im kubanischen Alltag, Interviews und Fotoreportagen.
    Wir freuen uns über Ihr Interesse!

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