Tod um Mitternacht
Von Peter SteinigerWem hatte hier die Stunde geschlagen? Wer gab die tödlichen Schüsse ab? Ein Leichenfund auf der Finca Vigia gibt der kubanischen Polizei Rätsel auf. Der vom Regen nach Jahrzehnten aus dem Boden herausgespülte Tote wirbelt ganz oben mächtig Staub auf. Denn zur Tatzeit lebte auf dem Anwesen nahe Havanna ein prominenter Gast des Landes. Schon seit 1962 befindet sich hier das erste Museum für den Literaturnobelpreisträger Ernest Hemingway. Aus einer seiner Waffen stammen die Kugeln, die den Unbekannten auf die letzte Reise schickten.
Lösen soll den Fall der Expolizist Mario Conde, »ein beschissener Privatdetektiv in einem Land, in dem es weder Detektive noch ein Privatleben gab«. Eine Reise durch die Vergangenheit beginnt. Auf einer Insel, auf der »nur einiges« funktioniert, wird manch männlicher Fluch gebraucht. Und immer wieder ein kräftiger Schluck Rum, um den Widerspruch zwischen Schein und Sein herunterzuspülen. Um mit dem Älterwerden und dem Meer ringsum klarzukommen. Um in einen feuchten Traum einzutauchen, in dem Eva Gardner ohne ihr schwarzes Spitzenhöschen dasteht. Bei klarem Verstand lässt das kleine Textil den Ermittler im Mann auf eine heiße Spur kommen. Sie führt ihn zu den Ereignissen in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1958 und hebt den Schleier um ein Geheimnis.
»Adiós Hemingway« ist Leonardo Paduras erster Krimi, der auf die Bände des «Havanna-Quartetts« aus den 1990er Jahren folgt, in welchen sein zunehmend desillusionierter Protagonist Conde noch die Polizeimarke trug. An ihm hängt nun, was aus dem Nachruhm Hemingways wird, der in Saus und Braus lebte, aber sich als Guerillero aufspielte und die Kommunisten in den Himmel hob. Eine kubanisch-amerikanische Hassliebe, die auch den Leser fesselt.
Leonardo Padura: Adiós Hemingway. Kriminalroman. Unionsverlag, Zürich 2013, 190 Seiten, 11,95 Euro. Aus dem kubanischen Spanisch von Hans-Joachim Hartstein
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