Der große Streit
Sie wurden 1939 entfernt und teilweise in Kisten nach dem Großbrand der Pariser Notre-Dame vor fünf Jahren wiederentdeckt: Glasfenster, die jahrelang für Streit gesorgt hatten. Wegen ihrer Farblichkeit und ihren Darstellungen galt sie als zu modern. Die Arbeiten von zwölf Glaskünstlern sind in kräftigen Farben gehalten, figurativ und erinnern in ihrem Stil an den Kubismus: etwa die Fensterrose von André Rinuy oder das überhöhte Spitzbogenfenster von Jean Hébert-Stevens, das den heiligen Martin stark schematisiert darstellt. Sie sollten vor über 80 Jahren die schlichten, überwiegend in Grau, Weiß und Schwarz gehaltenen Grisaille-Malereien ersetzen.
Das 1935 begonnene Projekt löste über mehrere Jahre hinweg heftige Debatten über zeitgenössische Kunst in historischen Denkmälern aus. Eine Debatte, die mehr als 80 Jahre später wieder hochaktuell geworden ist. Am 8. Dezember 2023 kündigte der französische Präsident Emmanuel Macron die Installation zeitgenössischer Glasfenster in der Notre-Dame ein. Seitdem ist eine Petition dagegen im Umlauf. Als die Bilder ab Dezember 1938 angebracht wurden, war der Streit am heftigsten. Im Jahr 1939 wurden sie entfernt, auch um sie vor dem Krieg zu schützen. Nur Jacques Le Chevallier wagte es, seine modernen Werke 1956 erneut zu installieren. Jedoch nur für kurze Zeit.
Im Zentrum für Glasmalerei in Troyes (Cité du Vitrail) im Nordosten Frankreichs ist ein Teil der Werke nach über 80 Jahren nun erstmals zu sehen. Die Ausstellung »Notre-Dame de Paris: Der Glasmalereistreit« ist bis zum 5. Januar 2025 geöffnet. (dpa/jW)
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