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Aus: Ausgabe vom 16.07.2024, Seite 11 / Feuilleton
Verkehrswesen

Bahnfahrt ins Glück

Von Bernhard Spring
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Noch wissen sie nicht, was sie erwartet

Wer Klassenfahrten mit der Bahn bestreiten will, kann bei darauf spezialisierten Reisebüros ein Rundum-sorglos-Paket inklusive Pauschalpreis für die Zugfahrt buchen. Das macht sich gut, wenn am Ende 30 Elternpaare und zwei Begleitpersonen abschätzen müssen, ob sie die Reise finanzieren können. Da sind transparente Preise ohne versteckte Mehrkosten von Vorteil.

Der Haken an der Sache ist, dass die konkrete Reiseroute von der Bahn festgelegt wird – und zwar erst nach der Buchung. Und hierbei scheint nicht die Reisedauer das alles entscheidende Kriterium zu sein, sondern die Auslastung der Züge. Offenbar versucht die Bahn, Schulklassen am Stoßverkehr vorbeizuschleusen. Wie sonst ließe sich erklären, dass die Reise von Leipzig nach Rom erst einmal nach Stuttgart führt – und dann nach Frankfurt? Dass der Nachtzug durch Bayern einen Wagen kürzer ist als geplant und die Kinder deswegen die Nacht auf dem Gang statt im Abteil verbringen müssen, passt zum Gesamteindruck. Nach dieser Tour d’Allemange geht es nach Venedig und dann endlich nach Rom. Knapp 28 Stunden sind die Kids unterwegs, mit Umsteigezeiten von teils über zwei Stunden.

Der Blick in die Bahn-App zeigt, dass die flotteste Verbindung gut zehn Stunden schneller geht. Wie schön, dass der Jugend beizeiten vorgeführt wird, wie toll nachhaltiges Reisen ist – und wer die Klassenfahrt nach Rom doch gar nicht so schlimm fand, freut sich sicher schon auf die Rückreise.

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (15. Juli 2024 um 23:03 Uhr)
    Ich versteh’ den Verfasser nicht: Woanders nennt man sowas Entschleunigung und verlangt einen Haufen Geld dafür. Es wird höchste Zeit für sich autonom bewegende Fahrzeuge: Die Klasse setzt (oder stellt) sich in der Schule in den 3D-Raum mit augmented Reality, schaut aus dem Fahrzeugfenster in die Landschaft und macht dann eine virtuelle Stadtrundfahrt in Rom. Die Route wird demokratisch per Abstimmung im Datenhandschuh (Auswertung der Zeigefingerbewegungen) bestimmt.

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