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03.09.2024, 19:09:24 / Ausland

Zwölf tote Migranten im Ärmelkanal

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Leichensäcke am Dienstag im französischen Boulogne-Sur-Mer

Boulogne. Beim Kentern eines Flüchtlingsboots im Ärmelkanal sind zwölf Menschen vor der Küste Nordfrankreichs ums Leben gekommen, weitere wurden verletzt. Zwei Personen werden noch vermisst, wie Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin mitteilte.

Die maritime Präfektur teilte mit, die Rettungsaktion vor dem Küstenort Le Portel bei Boulogne-sur-Mer dauere an. 65 Menschen seien aus dem Wasser gezogen worden, zwölf davon hätten nur noch tot geborgen werden können. Einige der Geretteten würden notfallmedizinisch versorgt. Bei der Rettungsaktion seien zahlreiche Schiffe und Hubschrauber im Einsatz. Alle Migranten auf dem gekenterten Boot, das Richtung Großbritannien unterwegs war, seien ins Meer gestürzt. Innenminister Darmanin sprach von einem »schrecklichen Schiffbruch«. Der Minister wollte am späten Nachmittag am Unglücksort eintreffen.

Der Sender France 3 berichtete von einem mit Migranten überladenen Boot. Diese hätten keine Schwimmwesten gehabt. »Wir sind erschüttert über die tragischen Todesfälle bei dem jüngsten Vorfall im Ärmelkanal«, sagte der Chef der britischen Flüchtlingshilfsorganisation Refugee Council, Enver Solomon. »Die Zahl der Todesopfer im Ärmelkanal war in diesem Jahr schockierend hoch. Dies ist ein verheerender Trend, der zeigt, dass dringend ein umfassender und mehrgleisiger Ansatz erforderlich ist, um die gefährlichen Überfahrten im Ärmelkanal zu verringern.«

Immer wieder überqueren Migranten den Ärmelkanal, um Großbritannien zu erreichen. Oft unternehmen sie die Reise in kleinen Schlauchbooten. Die Überfahrt ist gefährlich, auch weil der Meeresarm von vielen großen Schiffen befahren wird. Bei den Überfahrten kommen immer wieder Menschen ums Leben. Zuletzt starben im November 2021 beim Untergang eines Boots vor der nordfranzösischen Küste 31 Menschen, darunter fünf Frauen und ein kleines Mädchen.

Großbritannien versucht, die Migration über den Ärmelkanal seit Längerem auch mit französischer Hilfe einzudämmen und zahlt dafür Millionensummen an Frankreich. Die frühere konservative Regierung wollte Migranten mit einem harten Vorgehen abschrecken – zum Beispiel mit dem Plan, sie ohne Rücksicht auf ihre eigentliche Herkunft nach Ruanda abzuschieben.

Der neue britische Premierminister Keir Starmer allerdings, der seit Juli mit seiner sozialdemokratischen Labour-Partei regiert, hat das Vorhaben wieder gekippt, nachdem auch Gerichte und Menschenrechtsorganisationen es scharf kritisiert hatten. Starmer hat dafür angekündigt, stärker gegen Schlepperbanden vorgehen zu wollen. Vor einigen Tagen erst beriet sich Starmer mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron über den Umgang mit der Migration über den Ärmelkanal. (dpa/jW)

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