Serbien: Nächster Minister tritt zurück
Belgrad. Fast drei Wochen nach dem Einsturz eines Bahnhofsvordaches mit 15 Todesopfern in Serbien hat mit Handelsminister Tomislav Momirović der zweite Minister seinen Rücktritt eingereicht. Er trete von seinem Amt als Minister für Innen- und Außenhandel zurück, erklärte Momirović am Mittwoch. Er dankte Präsident Aleksandar Vučić »für sein Vertrauen«.
Wenige Tage nach dem Unglück war bereits Bauminister Goran Vesić zurückgetreten. Vučić hatte am Dienstag abend gesagt, dass mit weiteren Rücktritten zu rechnen sei. Zuvor hatte er die Regierung seiner SNS-Partei aufgefordert, Verantwortung für das Unglück zu übernehmen. »Niemand hat die Tragödie absichtlich verursacht. Aber Ignoranz, Inkompetenz und Verantwortungslosigkeit befreien niemanden von Schuld«, sagte Vučić in einer Rede.
Wenige Stunden nach Momirovićs Rücktritt reichte dann auch die amtierende Generaldirektorin der serbischen Eisenbahninfrastruktur, Jelena Tanasković, ihren Rücktritt ein, wie örtliche Medien berichteten.
Das Unglück hatte sich am 1. November am Hauptbahnhof von Novi Sad im Norden des Landes ereignet. Aus bisher unbekannten Gründen stürzte auf einmal das Bahnhofsvordach ein. 14 Menschen waren sofort tot. Ein Verletzter starb später im Krankenhaus.
Nach dem Unglück gab es in Serbien Demonstrationen. Die Protestierenden forderten unter anderem den Rücktritt des Regierungschefs und des Bürgermeisters von Novi Sad. Abgeordnete der Opposition blockierten am Mittwoch zudem den zweiten Tag in Folge die Gebäude von Staatsanwaltschaft und Gerichten in Novi Sad und forderten eine Beschleunigung der Ermittlungen. Mehr als 70 Menschen sind verhört worden, darunter auch der zurückgetretene Bauminister Vesić. Festnahmen gab es bisher nicht.
Der Hauptbahnhof der zweitgrößten Stadt Serbiens war erst im Juli nach dreijähriger Renovierung wieder voll in Betrieb gegangen. Die serbische Eisenbahngesellschaft erklärte, das eingestürzte Außendach sei nicht Teil der Renovierungsarbeiten gewesen. Der nun zurückgetretene Momirović war von 2020 bis 2022, also zu Beginn der Renovierung, Bauminister gewesen. (AFP/jW)
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