Düsterer Sommer
Das Programm der Salzburger Festspiele im Sommer 2025 wird von einem Rechtsstreit überschattet. Kurz vor der Programmpräsentation hatte sich das österreichische Festival überraschend von seiner Schauspielchefin Marina Dawydowa getrennt. Die Theaterexpertin kündigte am Dienstag an, juristisch gegen ihre Entlassung vorzugehen.
Das Festspielmanagement wirft der aus Russland emigrierten Dawydowa vor, mit ihrem nicht genehmigten Nebenengagement beim Berliner Festival Voices gegen ihren Arbeitsvertrag verstoßen zu haben. Ihr Anwalt argumentiert hingegen, Dawydowa sei in Berlin nur beratend und unentgeltlich tätig gewesen. Trotz der Querelen möchte Intendant Markus Hinterhäuser an der geplanten Lesung von Dawydowas Exildrama »Land of No Return« im kommenden Sommer festhalten. »Ich wünsche mir sehr, dass wir da eine Einigung finden«, sagte er am Dienstag.
In dem für 2025 geplanten Opern- und Schauspielprogramm herrscht insgesamt Krisen- und Endzeitstimmung vor. Das »einem Marstheater zugedachte« Weltkriegsstück »Die letzten Tage der Menschheit« (1915–1922) von Karl Kraus setzt den Ton. Kraus’ Warnungen sollte das Publikum angesichts aktueller Atomkriegsbedrohungen und Gefahren für die liberale Demokratie »nicht nur erst nehmen, sondern auch verinnerlichen«, so Hinterhäuser.
Der traditionelle Kern der Festspiele, Hugo von Hofmannsthals »Jedermann« (1903–1911), wird 2025 in der erfolgreichen Neuinszenierung von 2024 mit Philipp Hochmair in der Titelrolle erneut auf dem Salzburger Domplatz aufgeführt. Die Opernvorstellungen des kommenden Sommers eröffnen mit Händels »Giulio Cesare in Egitto«. In der Barockoper um Cäsar und Kleopatra kämpfe »jeder gegen jeden«, sagte der Intendant. Bei Donizettis »Maria Stuarda« führt der für seine angestrengt durchkomponierten Arbeiten bekannte Ulrich Rasche Regie.
Zu den prominenten Namen der kommenden Saison zählt August Diehl. In Wladimir Sorokins Roman »Der Schneesturm« (2010), in einer Bühnenfassung von Kirill Serebrennikow, gibt er den Dr. Garin. Der österreichische Schauspieler Christoph Waltz ist als Sprecher in Strawinskys Oratorium »Oedipus Rex« gesetzt. Die Festspiele werden vom 18. Juli bis 31. August stattfinden und 174 Opern-, Theater- sowie Konzertaufführungen umfassen. (dpa/jW)
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