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Aus: Ausgabe vom 17.12.2024, Seite 5 / Inland
Insolvenzen

BRD wird zur Pleitemeile

Auskunftei Creditreform teilt drastischen Anstieg von Insolvenzen mit. Neben Unternehmen sind auch zunehmend Privatpersonen betroffen
Von David Maiwald
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Allein von der Insolvenz bei Galeria Karstadt-Kaufhof waren in diesem Jahr Zehntausende Erwerbsstellen betroffen

Die Pleitewelle rollt. Im laufenden Jahr ist die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen auf einen neuen Höchststand seit 2015 geklettert, berichtete die Auskunftei Creditreform am Montag. Bislang meldeten demnach rund 22.400 Unternehmen ihre Zahlungsunfähigkeit, ein Anstieg von 24,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der »wirtschaftspolitische Stillstand und die rückläufige Innovationskraft« hätten den Wirtschaftsstandort BRD deutlich geschwächt, erklärte Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Abteilung Wirtschaftsforschung bei Creditreform. »Daher rechnen wir in 2025 mit einem weiteren Anstieg der Fälle.« Die Zahl der insolventen Privatpersonen stieg im laufenden Jahr um 8,5 Prozent, das waren 72.100 neue Verfahren.

Insgesamt wurden laut der Auskunftei bundesweit 121.300 Verfahren wegen Zahlungsunfähigkeit registriert. Das war ein Anstieg um mehr als zehn Prozent. Besonders auffällig sei dabei der Anstieg bei größeren Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten: Hier standen 2024 ganze 44,4 Prozent mehr als noch im Vorjahr vor der Pleite. Während Kleinstunternehmen die überwiegende Mehrheit (81,4 Prozent) der insolventen Betriebe ausmachten, seien die Folgen der Großinsolvenzen häufig gravierender, erklärte Creditreform-Geschäftsführer Bernd Bütow laut Mitteilung der Auskunftei am Montag. Neben der hohen Anzahl betroffener Personen würden auch höhere Ausfallbeträge verzeichnet. Besorgniserregend seien sogenannte Ketteninsolvenzen, wenn etwa Zulieferfirmen ihren einzigen Abnehmer durch eine Pleite verlieren – und dadurch ebenfalls abrutschen.

So fielen im laufenden Jahr rund 320.000 Erwerbsstellen durch Insolvenzen weg oder seien mindestens gefährdet, erklärte Creditreform am Montag. Demnach sei insbesondere das verarbeitende Gewerbe, also die Industrieproduktion, besonders stark betroffen. Dort rutschten 80 Prozent mehr Unternehmen in die Zahlungsunfähigkeit als noch vor drei Jahren. Zwar hatte die Bundesregierung die Insolvenzantragspflicht während der Coronapandemie 2020 bis Ende April 2021 ausgesetzt – in der restlichen Wirtschaft waren die Werte niedriger. Doch die Papier- sowie die Metallverarbeitung zeigen auch im Vorjahresvergleich drastische Anstiege: In beiden Industriezweigen nahmen die Pleiten im laufenden Jahr mehr als 200 Prozent zu. Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft sei durch hohe Kosten gemindert, erklärte Wirtschaftsforscher Hantzsch mit Verweis auf »Energie und Arbeitskräfte«.

Von der Bundesregierung geplante Maßnahmen, wie Strompreissenkungen, würden »angesichts der aktuellen politischen Lage jedoch voraussichtlich kaum ausreichend sein, die Krise aufzuhalten«, erklärte Hantzsch. Die Quote der Insolvenzen je 10.000 Unternehmen liegt der Auskunftei zufolge mittlerweile bei 72. Im Vorjahr waren es noch 60. Ein Anzeichen, »dass die Krise zunehmend an Breite gewinnt und immer mehr Wirtschaftsbereiche in Mitleidenschaft zieht«. Besonders deutlich stieg die Insolvenzquote im Baugewerbe, dem Wirtschaftsbereich »mit der höchsten strukturellen Insolvenzgefahr«: Dort stieg die Quote auf nun 97 zahlungsunfähige Unternehmen, im Vorjahr waren es noch 81 von 10.000. Im Dienstleistungssektor ging die Quote mit einem Plus um 14 auf nun 75 Unternehmen ebenfalls deutlich nach oben.

Eine festgefahrene Situation, die sich vorerst nicht verändern dürfte. »Wir befürchten zumindest für das erste Quartal, dass diese sehr dynamische Insolvenzentwicklung anhält«, kommentierte Hantzsch. Einer aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts zufolge gehen auch die Unternehmen in der Bundesrepublik im kommenden Jahr von keiner Verbesserung aus. Während mehr als 56 Prozent mit einer gleichbleibenden Lage rechnen, gehen mehr als 31 Prozent von einer Verschlechterung aus. Die Pleitewelle dürfte also weiterrollen und Betriebe, Erwerbsstellen und Kaufkraft mit sich reißen.

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