Jugend ohne Geld
Von Gudrun Giese
Die Armut wächst, und junge Menschen sind stark davon betroffen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) hat auf der Basis des Mikrozensus Daten dazu ausgewertet: Danach war 2023 rund ein Viertel aller 18 bis 24jährigen armutsgefährdet.
Laut dem »Monitor Jugendarmut in Deutschland« der BAG KJS lag die Quote der Armutsgefährdung bei den unter 18jährigen im vorvergangenen Jahr bei etwa 21 Prozent. Der Wert gibt den Anteil der Menschen an, der über weniger als sechzig Prozent des mittleren Einkommens verfügt. 2023 lag dieser Schwellenwert nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bei 1.310 Euro monatlich. Insgesamt waren in dem Jahr an die zwölf Millionen Menschen armutsgefährdet. Große Sorgen bereitet vielen Jugendlichen die Mietpreisentwicklung, berichtet die BAG KJS mit Verweis auf die »Trendstudie Jugend in Deutschland 2024«. Dort hatten 54 Prozent der Befragten angegeben, dass ihnen die hohen Kosten für Wohnraum Angst machen. 2023 galt jeder zweite Auszubildende als überlastet durch die Miete. Bei Studierenden waren es zwei Drittel, die mehr als vierzig Prozent ihres Einkommens für Wohnkosten aufwenden mussten. Diese Entwicklung treibt immer mehr junge Menschen in die Wohnungslosigkeit. Im vergangenen Jahr waren vierzig Prozent der in Einrichtungen untergebrachten wohnungslosen Menschen jünger als 25 Jahre.
Materielle Armut bedeutet weitere Nachteile in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, stellt die BAG KJS in ihrem Monitor fest. So hätten Kinder aus einkommensschwachen Verhältnissen »im deutschen Bildungssystem von Anfang an schlechtere Karten – mit lebenslangen Folgen«. Im weiteren Verlauf des Lebens stießen diese Menschen nicht nur immer wieder an finanzielle Grenzen, sondern auch an Barrieren bei der Beantragung von Hilfeleistungen oder den Versuchen, am sozialen Leben teilzuhaben. Wer über wenig Geld verfügt und ständig ausgegrenzt wird, sei zudem von körperlichen und psychischen Belastungen betroffen, so die Organisation.
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Leserbrief von Reinhard Hopp aus Berlin (17. Januar 2025 um 18:51 Uhr)Das gegenwärtige (noch) Wohnungsdilemma der 18- bis 24-Jährigen wird sich schon bald quasi wie von selbst auflösen, wenn nach dem 23. Februar 2025 die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt werden wird. Dann kann diese Altersgruppe erst geschlossen in die Kasernen ein- und anschließend nach Osten ausrücken, um wieder mal Deutschlands Freiheit »kriegstüchtig« zu verteidigen; dieses Mal nicht am Hindukusch, sondern an der Wolga und am Don.
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Leserbrief von Robert Martschinke aus 48155 Münster (17. Januar 2025 um 01:05 Uhr)Ein Viertel der aktuell in den »Arbeitsmarkt« drängenden, häufig unzureichend gebildeten Jugendlichen gilt als »armutsgefährdet« – vulgo: ein Millionenheer an Habe- wie Taugenichtsen im allerbesten Alter. Tatsächlich: Etwas besseres kann sich ein Nationalstaat, der für den nächsten Russlandfeldzug rüstet und gleichzeitig einen akuten Mangel an willigem opferbereiten Menschenmaterial beklagt, wohl kaum wünschen. Der in dieser Zeitung hochgeschätzte Dietmar Dath hat bereits vor zehn Jahren in »Klassenkampf im Dunkeln« darauf verwiesen, dass sich in den USA neben jeder Walmart-Filiale ein Rekrutierungsposten der US Army findet. In deutschen Schulklassenzimmern ist die Bundeswehrmacht bereits zu Hause; demnächst dann also auch bei ALDI und LIDL und wie sie heißen, um die job- und wohnungslose Generation heimatnah »abzuholen« und zur Vaterlandverteidigung unter Dach und ins Brot zu setzen. Friss und stirb. Dem designierten Kriegskanzler Merz bleibt somit nur noch, das Abfischen der Arbeitserfolge der Vorgängerregierungen zu exekutieren. Kein Widerspruch; alles im Plan.
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