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Aus: Ausgabe vom 18.01.2025, Seite 5 / Inland
Immobilien

Immobilien-Luftschlösser

Die von der Politik versprochene Bauoffensive entpuppt sich als Rohrkrepierer. Die Mieten explodieren währenddessen weiter
Von Gudrun Giese
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Bewohner dieser Luxuswohnanlage wird die Mieterhöhung eines Otto Normalverbrauchers nicht scheren

Zu den vollmundig angekündigten Projekten der gescheiterten Ampelkoalition gehörte der Bau von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr. Diese Zahl ist nie erreicht worden – auch nicht 2024.

Das Statistische Bundesamt (Destatis) legte am Freitag Zahlen vor, wonach zwischen Januar und November vergangenen Jahres der Bau von 193.700 Wohnungen genehmigt wurde. Das waren 45.200 oder 18,9 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Allein im November 2024 ging die Genehmigungszahl um 2.700 auf 17.900 oder 13 Prozent gegenüber November 2023 zurück. Die Behörde erfasste sowohl Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden. Um 22,1 Prozent rückläufig waren die Genehmigungen für den Bau von Einfamilien-, um 12,7 Prozent von Zweifamilien- und um 22,4 Prozent von Mehrfamilienhäusern. In absoluten Zahlen wurden 101.200 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern genehmigt, was einem Minus von 29.300 gegenüber 2023 entsprach.

Mieten steigen

Als Ursache für das deutliche Unterschreiten der eigenen Vorgaben nennen Politiker und Baubranche stets die gestiegenen Zinsen und hohen Baukosten. Da gleichzeitig immer mehr Wohnungen aus der Sozialbindung fallen und bezahlbare Altbauwohnungen in überteuertes Eigentum oder Ferienwohnungen umgewandelt werden, fehlen inzwischen nicht nur in den Großstädten Wohnungen für Menschen mit geringen bis mittleren Einkommen. Die Folge dieser Politik sind ständig steigende Mieten, wie eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) belegt. Danach seien sie 2024 um durchschnittlich vier Prozent nach oben gegangen, hieß es in einer DIW-Mitteilung vom 18. Dezember 2024. Seit 2010 hätten die Nettokaltmieten im Durchschnitt um 64 Prozent zugelegt. »Die zwischenzeitlich sinkenden Preise können nicht darüber hinwegtäuschen, dass das eigentliche Problem der Wohnungsknappheit fortbesteht«, sagte Malte Rieth, Koautor der DIW-Studie laut Frankfurter Rundschau (FR) vom 19. Dezember. Die drastischen Mietpreissteigerungen belasten sehr viele Menschen. Nach einer ebenfalls in der FR zitierten Studie der Forschungsstelle des Paritätischen Gesamtverbands gäbe eine steigende Zahl an Bundesbürgern mehr als ein Drittel bis zur Hälfte ihres Einkommens für Miete und Wohnnebenkosten aus. Auch dadurch gerieten viele Menschen in finanzielle Not. »Wer nur Einkommen betrachtet, nicht aber, dass Menschen immer weniger Geld zur Verfügung haben, weil sie hohe Wohnkosten aufbringen müssen, übersieht das Ausmaß von Armut in Deutschland«, hieß es vom Paritätischen Gesamtverband.

Die Aussichten bleiben bis auf weiteres düster. Immobilienexperten würden angesichts des Wohnungsmangels auch für 2025 kräftig steigende Mieten erwarten, meldete merkur.de am 28. Dezember. Auch wenn die Zinsen seit einiger Zeit leicht rückläufig seien, reiche das kaum, um den Neubau in diesem Jahr kräftig in Schwung zu bringen, äußerte dort Sören Gröbel, Director Research für Wohnimmobilien beim US-amerikanischen Beratungs- und Investitionsunternehmen Jones Lang LaSalle. Viele Familien würden gerne bauen, doch seien die Kosten für Grundstücke, Handwerker und Baustoffe weiterhin sehr hoch und würden durch den Zinsrückgang kaum gemildert. So bleibe Wohnraum vor allem in den Städten knapp und umkämpft, was sich wiederum auf die Mietpreisentwicklung auswirke.

Politik soll endlich liefern

Die Baubranche fordert nach dem Scheitern der Ampel-Ziele nun von der künftigen Bundesregierung »oberste Priorität« für den Wohnungsneubau. Die neue Regierung stehe »vor großen Herausforderungen bei der Schaffung von dringend benötigtem Wohnraum«, zitierte Reuters am Freitag Klaus Wohlrabe vom Münchener Ifo-Institut mit Verweis auf eine Untersuchung vom Dezember 2024: 53,6 Prozent der befragten Manager von Wohnungsbauunternehmen hätten dabei über Auftragsmangel geklagt. Das DIW fordert unterdessen ein Sofortprogramm für den sozialen Wohnungsbau, bei dem vor allem Kommunen mit angespanntem Wohnungsmarkt mehr Bundesmittel bekommen sollen.

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