Links & bündig: Jetzt bestellen!
Gegründet 1947 Sa. / So., 22. / 23. Februar 2025, Nr. 45
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Links & bündig: Jetzt bestellen! Links & bündig: Jetzt bestellen!
Links & bündig: Jetzt bestellen!
Aus: Ausgabe vom 21.01.2025, Seite 5 / Inland
Rendite mit der Miete

Bis zum Hals in Mietkosten

Kampagne für bundesweiten Mietendeckel gestartet. Lärmdemo in Berlin-Kreuzberg gegen hohe Energiekosten und für intakte Häuser
Von Susanne Knütter und Michael Merz
Demonstration_in_Ber_82262215.jpg
Demonstration gegen hohe Mieten auf dem Potsdamer Platz in Berlin (1.6.2024)

Es schepperte gewaltig am Samstag mittag im Berliner SO-36-Kiez. Auch wenn weniger Teilnehmer als erwartet zur Lärmdemo im Herzen Kreuzbergs kamen, Wut und Verzweiflung waren förmlich greifbar. »Ein Ausdruck der Hoffnungslosigkeit vieler Menschen war das«, sagte Matthias Clausen von der Initiative »Kotti und Co.« am Montag im Gespräch mit jW. Die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften Howoge und Gewobag kümmerten sich nur unzureichend um die Instandhaltung der Gebäude. Die Aufzüge in den Häusern – mit oft neun Etagen – seien teils ständig oder über Monate hinweg kaputt und die Vermieter nur schwer zu erreichen. Zudem hätten die letzten Betriebskostenabrechnungen vom Dezember 2024 teilweise extreme Nachzahlungen mit sich gebracht, und die Warmmiete sei stark erhöht worden – »schon das zweite Jahr in Folge«, so Clausen weiter.

Durch »Wärme-Contracting« seien Heizkosten und Warmwasser deutlich teurer geworden. Im »Zentrum Kreuzberg«, einem Gebäuderiegel am Kottbusser Tor, hat der Mieterrat bereits im Sommer Alarm geschlagen: Schon mit dem Abrechnungsjahr 2022 hätten sich dort die Gesamtheizkosten vervierfacht. Hohe Nachzahlungen seien keine Seltenheit. »Die, die letztes Jahr nicht betroffen waren, sind dieses Jahr dran«, erklärt Clausen. Die Betriebskosten seien weit höher als im Berliner Durchschnitt, konstatiert »Kotti und Co.«.

Auf jW-Anfrage hin können Howoge und Gewobag die Probleme nicht nachvollziehen. Die stark gestiegenen Energiekosten und hohen Nachforderungen seien auf den Ukraine-Krieg zurückzuführen, so die Pressestelle der Gewobag. Man prüfe eine alternative Wärmeversorgung, die Heizungsanlagen seien im Besitz der Gasag. Die Reparatur der »Schäden wie defekte Türen, Heizungsausfälle oder defekte Fahrstühle« könne sich wiederum wegen der »schlechten Verfügbarkeit von Ersatzteilen« verzögern. Laut Howoge müssten »nur knapp 20 Prozent der Mieter Nachzahlungen leisten«, insgesamt rund 137.000 Euro, das Unternehmen verweist auf das »Leistbarkeitsversprechen der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften«. Matthias Clausen kann darüber nur müde lächeln – »das bringt nichts«. Nur zehn Prozent der Anträge darauf würden bewilligt, dies betreffe außerdem nur die Kaltmiete, und die Aufzüge blieben trotzdem kaputt.

Vor der Bundestagswahl wollen Mieteraktivisten noch einmal verstärkt auf die Probleme am Wohnungsmarkt hinweisen. Das Bündnis »Mietendeckel jetzt!« hat am Montag offiziell eine Kampagne unter dem Slogan »Mieten runter, Deckel drauf« gestartet. 50 Mietinitiativen und Vereine rufen zu einem radikalen Kurswechsel in der deutschen Wohnungspolitik auf. Druck auf die politischen Parteien ist das Ziel, um den Mietendeckel bundesweit durchzusetzen. »Bezahlbares Wohnen ist das Problem unserer Zeit«, so Carmel Fuhg, Sprecherin des Bündnisses, in einer Mitteilung vom Montag. Die Mieter erwarteten Antworten auf die Mietkrise. »Ein Mietendeckel hilft nicht nur gegen steigende Mieten, sondern erhöht auch die Kaufkraft, bekämpft Armut und verhindert Wohnungslosigkeit.« Die Parteien müssten diesbezüglich Stellung beziehen. »Es wird Zeit für eine Politik, die unsere Interessen vertritt, statt die Profite der Immobilienkonzerne zu sichern«, so Carmel Fuhg weiter.

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

Ähnliche:

  • Jahrzehntelang Überlebensmittelpunkt: Der baufällige Wohnturm in...
    04.11.2023

    Keine Zuflucht im Wohnturm

    Die Wohnungskrise erhöht den Druck auf Hilfsstrukturen für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder. Ein Beispiel aus Berlin macht dies deutlich

Mehr aus: Inland