Zivilgesellschaftsmaschine des Tages: FC Bayern München
Von Daniel BratanovicProfifußball ist, na klar, nicht bloß sportlicher Wettkampf, Zirkus, Massenspektakel, sondern auch Geldmaschine, Racket, organisierte Kriminalität. Der Begriff, der beide Seiten miteinander verklebt, heißt Zivilgesellschaft, dieses Ding, das immerzu angerufen wird und dessen Fehlen bei autoritären Regimen beklagt wird. Sie hat den Zweck, gesellschaftliche Widersprüche weltanschaulich zu neutralisieren und politische Sauereien unter dem Mantel »zivilgesellschaftlichen Engagements« verschwinden zu lassen.
Wie das läuft, lässt sich am weltbesten FC Bayern München studieren. Ende August 2023 verkündete der Verein von der Säbener Straße eine Kooperation mit Ruandas Sportministerium und die Unterstützung der Tourismuskampagne »Visit Rwanda«. Solche »Platinpartnerschaft« ist wohlbegründet. Von Ruanda, dem »Land der tausend Hügel«, wisse man, wie es auf der Vereinshomepage heißt, dass es sich durch »politische und soziale Stabilität« auszeichne und außerdem »bekannt für seine Nachhaltigkeitsprogramme« sei. Sonst nichts?
Seit Jahren führen von Kigali ausgebildete, finanzierte und ausgerüstete Milizionäre einen Krieg im Osten des Nachbarlandes Kongo, etliche Hunderttausende Tote und Vertriebene sind die Folge. Angesichts der jüngsten Zuspitzungen im Kriegsgebiet hat jetzt die kongolesische Außenministerin Thérèse Kayikwamba Wagner den FC Bayern München aufgefordert, den »blutigen« Sponsorenvertrag mit »Visit Rwanda« zu beenden.
So wie Franz Beckenbauer keine Arbeitssklaven beim Bau der Stadien in Katar gesehen haben mochte (und der FC Bayern mit der Luftfahrtgesellschaft Qatar Airways einen Sponsorenvertrag eingegangen war), können die heutigen Vereinsverantwortlichen auch keine Opfer militärischer Gewalt entdecken in einem Krieg, den das auf das engste mit westlichen Staaten verbündete Ruanda um die Kontrolle relevanter Rohstoffe führt. »Zivilgesellschaftliches Engagement« nach Bayern-Art.
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