Churros
Von Maxi WunderIch erzähl’ jetzt weiter, was nach Roswithas Ankunft auf Teneriffa passiert ist: Als ich sie vom Flughafen abholte, war sie mit einem dicken schwarzen Männermantel bekleidet, ihre nackten Füße steckten in zu großen Herrenschuhen, Haare zerzaust, die Frau wirkte abgekämpft. »Chic, Rossi, man sieht dir an, dass du einen verwegenen Lebensstil hast. Wie war es in New York?« If looks could kill … »Besorg’ mir auf der Stelle vernünftige Schuhe!« fauchte sie mich an und riss sich den Mantel vom Leib. Ich war erleichtert zu sehen, dass Deep Seek auch ihre Kleidung rekonstruiert hatte – irgendwie. »Witzig, wenn die Gesäßtaschen auf den Schultern sitzen und das Dekolleté auf dem Hintern«, bemerkte ich neckisch, aber Rossis Blick gebot mir, ihr umgehend meine Badelatschen abzutreten.
»In Manhattan gab mir die Heilsarmee den Wintermantel«, erzählt sie bei einem Barraquito in der Hotelbar, »dann kam die Polizei. Wahrscheinlich wegen des nachwachsenden Arms. Die Cops wollten meine Papiere sehen, die ja in Plauen geblieben waren. Auf die Frage ›Where do you come from?‹, antwortete ich stolz: ›Säxonia‹. Ich glaube, sie waren nicht sicher, ob das ein unbekannter Planet der Andromedagalaxie ist oder ein Puff. So schleppten sie mich auf die Wache. Was ich in den Vereinigten Staaten wolle. Ich antwortete, dass ich aufgrund chinesischer Technologie hier sei und berichtete ihnen mit meinem deutschen Akzent, dass man mich aus Versehen mit Deep Seek von Saxonia nach Soho teleportiert hatte. Da wurde es ihnen zu bunt, und ich musste wieder ins Auto. Während der Fahrt unterhielten sie sich darüber, was Migranten für Arschlöcher seien, und fuhren mich zur deutschen Botschaft. ›Kick her out, crazy Germans are worse than cancer‹, sagte der eine zu seinem Kollegen. Ein historisch verständlicher Standpunkt, aber ich musste in der Gegend Platte machen, die Öffnungszeiten waren nur von neun bis zwölf Uhr. Am nächsten Morgen konnte ich eine Botschaftsangestellte überreden, mir einen Flug nach Teneriffa zu buchen, was billiger war als nach Leipzig. So bin ich für 264 Euro über Island und Schottland hierhergeflogen. Zehn Stunden Aufenthalt in Reykjavik, 19 Stunden in Edinburgh, insgesamt 49 Stunden unterwegs, alles ohne Online-Check-in.«
Kommt davon! Ich halte meine neue KI von Alibaba, Qwen 2.5, an Rossis Churros und drucke sie mir auf meinem Teller aus. »He! Kannst du die nicht wenigstens klonen? Klonen, nicht klauen!« protestiert sie. Ich könnte mir auch welche bestellen. Und es geht noch mehr retro: Wir könnten uns sogar welche … backen!
Churros
150 ml Wasser mit 50 g Butter und einer Prise Salz in einem Topf erhitzen. 125 g Weizenmehl in die heiße Flüssigkeit geben und kräftig rühren. Vom Herd nehmen und abkühlen lassen, dann ein Ei einrühren. Den klopsartigen Teig in einen Spritzbeutel mit Sterntülle füllen. Öl in einem Topf auf ca. 170 °C erhitzen. Den Teig direkt ins heiße Öl spritzen, nach zehn Zentimetern jeweils abschneiden. Die Churros ca. zwei bis drei Minuten von jeder Seite goldbraun ausbacken. Mit einer Schaumkelle herausnehmen und abtropfen lassen. In heiße Schokolade stippen.
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