US-Regierung will noch »tödlichere« NATO
Von Reinhard Lauterbach
Die Ukraine muss nach Auffassung der US-Regierung für ein Ende des Krieges auf Teile ihres Staatsgebiets verzichten. »Wir wollen, wie Sie, eine souveräne und prosperierende Ukraine. Aber wir müssen damit beginnen anzuerkennen, dass eine Rückkehr zu den Grenzen der Ukraine vor 2014 ein unrealistisches Ziel ist«, erklärte US-Verteidigungsminister Pete Hegseth beim Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe am Mittwoch in Brüssel. »Die Verfolgung dieses illusorischen Ziels wird den Krieg nur verlängern und mehr Leid verursachen.« US-Präsident Donald Trump sehe zudem eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine nicht als Teil einer Lösung an, so Hegseth.
Zuvor hatte der russische Vizesicherheitsratschef Dmitri Medwedew den Vorschlag des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij zu einem Tausch ukrainisch besetzter Gebiete bei Kursk gegen russisch kontrollierte Teile der Ukraine als »Unsinn« zurückgewiesen. Russland habe gezeigt, dass es Frieden durch Stärke erzielen könne.
Die NATO will Hegseth aus einem »diplomatischen Klub« zu einer »tödlicheren Kraft« machen. Das schrieb er vor seinem Antrittsbesuch bei dem am Donnerstag in Brüssel beginnenden Gipfel der NATO-Verteidigungsminister. Trump habe recht, wenn er von den Verbündeten Verteidigungsausgaben in Höhe von fünf Prozent ihres Sozialprodukts verlange. Europa müsse den Großteil der Lasten für die Verteidigung seiner Nachbarschaft tragen, erklärte Hegseth mit Blick auf die Ukraine. Es gäbe derzeit keine Pläne für einen Abzug von US-Truppen aus Europa. Die USA müssten aber ihre Militärpräsenz außerhalb ihrer Grenzen generell auf den Prüfstand stellen, um sich stärker auf die »Aktivitäten Chinas im Indopazifik konzentrieren« zu können.
Die Bundesregierung hat eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent bisher abgelehnt. Dies würde bedeuten, dass 40 Prozent des Bundeshaushalts fürs Militär ausgegeben würden. Die NATO müsste auf ihrem nächsten Gipfel im Sommer beschließen, ob sie die Zielgröße von zwei auf drei oder dreieinhalb Prozent erhöht.
Siehe auch
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
-
Leserbrief von Onlineabonnent/in Torsten Andreas S. aus Berlin (13. Februar 2025 um 12:11 Uhr)Tröstende Worte, Herr Lauterbach! Die Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf drei bis dreieinhalb Prozent macht dann nur einen Anteil von 24 bis 28 Prozent des Bundeshaushalts aus. Klingt viel entspannter. Dazu kommen die Schutztruppen, die in der Ukraine einmarschieren sollen – es geht um 400.000 Soldatinnen und Soldaten? Der Anteil der BR Deutschland? Ein Viertel? Am Personal, an Ausrüstung, Unterbringung, Versorgung usw.? Zehn, zwölf Mrd. pro Jahr? Nochmals zwölf Mrd. Euro für die ukrainische Armee (jeweils allein der Anteil aus Berlin)? Zahlt das Auswärtige Amt, oder? Den Anteil am Wiederaufbau in der Ukraine (ein Viertel von 500 Mrd. Euro; aber kann teurer werden …) teilen sich gleich welche Ministerien? Der ukrainische Staatshaushalt wird aber vom Bundesministerium für Finanzen übernommen! Usw., usw. Gibt es eigentlich drei oder vier ukrainische Milliardäre? Sind derzeit immer noch 59.000 ukrainische Millionärsfamilien bekannt oder sinkt oder steigt die Zahl? Was zahlen diese Patriotinnen und Patrioten in dieser üblen Lage an ihren Staat? Kann nicht viel sein, denn wie wir alle wissen, ist es wohl nicht der Rede wert. (Danke, Herr H. H. aus Stadum! Die Plutoniumbeschaffung für die ukrainischen Atomwaffen ist also ein sekundäres Scheinproblem. Dann bezahlen wir hier schnell noch für Entwicklung, Herstellung, Personalbeschaffung und -ausbildung …)
-
Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (13. Februar 2025 um 09:41 Uhr)Was soll eine »tödlichere NATO« überhaupt bedeuten? Die NATO als »tödlich« zu bezeichnen, ist irreführend. Vergleicht man ihre militärische Stärke mit anderen historischen Großmächten, ist ihre tatsächliche »Tödlichkeitsrate« – also die Zahl der durch NATO-Interventionen verursachten Todesopfer – sowohl relativ als auch absolut gering. Sie wirkt eher wie ein »zahnloser Tiger«. Ursprünglich als Verteidigungsbündnis gegründet, dient die NATO längst nicht mehr ausschließlich der kollektiven Sicherheit. Zunehmend verfolgt sie geopolitische Interessen der USA und der westlichen Rüstungsindustrie. Hegseths Forderung, die NATO aus einem »diplomatischen Klub« in eine »tödlichere Kraft« zu verwandeln, ist Ausdruck einer gefährlichen Militarisierung. Dies dient weniger der Verteidigung als vielmehr der Abschreckung und Machtdemonstration. Eine treffendere Bezeichnung wäre daher, dass er die NATO in eine »erschreckende Kraft« umwandeln will – ein Begriff, der die aktuelle Entwicklung weitaus besser beschreibt.
-
Leserbrief von Ullrich-Kurt Pfannschmidt (13. Februar 2025 um 07:48 Uhr)Medwedew: »Russland habe gezeigt, dass es Frieden durch Stärke erzielen könne.« – Da ist wohl D. Medwedew nicht korrekt informiert? Seit Februar 2022, also seit fast drei Jahren, hat Russland gegen die Ukraine Stärke gezeigt, aber den Frieden nicht nähergebracht. – W. Putin sollte Trumps Strategiewechsel nutzen, der offenbar die Unterstützung der Ukraine beenden will. Wenn nun Russland daraufhin die »militärische Spezialoperation« gegen die Ukraine beendet, könnte der Frieden tatsächlich näher rücken!
Mehr aus: Ausland
-
Israel bricht Waffenstillstand
vom 13.02.2025 -
Beste Beziehungen
vom 13.02.2025 -
Gleich und doch verschieden
vom 13.02.2025 -
Gefangenenfamilien ohne Hilfe
vom 13.02.2025 -
Alles auf Anfang in Wien
vom 13.02.2025