Versteckspiel um Biolabor
Von Ralf Wurzbacher
Die US-Armee lässt derzeit in Weilerbach bei Kaiserslautern, in direkter Nachbarschaft zum Luftwaffenstützpunkt Ramstein, ein Militärkrankenhaus hochziehen – mit 4.000 Zimmern, 120 Behandlungsräumen und neun OP-Sälen. Das ist kein Geheimnis. Nicht bekannt war bis dato, dass die Planungen für den riesigen Gebäudetrakt offenbar auch die Errichtung eines Biolabors der Risikostufe drei umfassen, in dem künftig mit pathogenen Erregern experimentiert werden könnte. Was von offizieller Seite noch zu keiner Gelegenheit kommuniziert wurde, hat ein am Projekt beteiligtes Bauunternehmen frank und frei auf seinem Firmenportal ausgeplaudert, und dies schon vor über drei Monaten. Bis zur Bundesregierung hat sich das nicht herumgesprochen – angeblich. Man habe davon keine Kenntnis, erklärte am Donnerstag in der Bundespressekonferenz (BPK) eine Sprecherin des Bundesbauministeriums gegenüber einem Journalisten des Portals Nachdenkseiten.
Die mit medizinischen Spezialbauten befasste HT Group mit Sitz im mittelfränkischen Heideck hatte am 28. Oktober per Pressemitteilung über ihr Engagement bei der Errichtung der »größten amerikanischen Klinik im Ausland« informiert. Ihr »Leistungsumfang« beinhalte demnach den »Operationsbereich, die Krankenhauspharmazie nach GMP-Anforderung und das Biosicherheitslabor nach BSL-3«. In einer solchen Einrichtung würden »hochinfektiöse Erreger oder Substanzen untersucht, die schwere Krankheiten verursachen können und eine Gefahr der Verbreitung in der Bevölkerung darstellen«, hieß es weiter. Gegenüber junge Welt äußerte sich die für die Veröffentlichung verantwortliche Sachbearbeiterin besorgt über die möglichen Konsequenzen ihrer Offenheit. Später kündigte sie nach Rücksprache mit ihrem Vorgesetzten an, die entsprechende Passage aus dem Netz zu nehmen. Seit Freitag mittag ist dort nun zu lesen, die HT Group realisiere »das Sicherheitslabor«.
Das wirkt nicht wie eine vertrauensbildende Maßnahme. So wenig wie die möglichen Pläne selbst. Zu Pathogenen der Biosicherheitsstufe drei gehören unter anderem SARS-CoV-2, das Dengue-, Gelbfieber-, Zika- und Hanta-Virus. Gegen derlei Krankheiten gebe es »wirksame Schutzmaßnahmen oder Therapieformen«, was sie von Stoffen der »höchsten Gefahrenklasse vier« unterscheide, hält das Institut für Virologie des Universitätsklinikums Freiburg auf seiner Webseite fest. Aber: »Von solchen, oft zoonotischen Krankheitserregern, kann dennoch eine erhebliche Gefahr sowohl für den einzelnen Experimentator als auch für die gesamte Bevölkerung oder Nutztiere ausgehen.« Zur Erinnerung: Covid-19 hat die Welt drei Jahre in Atem gehalten. Dabei erhärtet sich der Verdacht immer mehr, dass die Pandemie auf ein experimentelles Virus zurückgeht, das aus einem von den USA mitfinanzierten Labor im chinesischen Wuhan ausgetreten sein könnte.
Denkbar ist gleichwohl, dass das Labor in Weilerbach quasi standardmäßig installiert wird für den Fall, dass von den weltweit eingesetzten US-Soldaten eine gefährliche, mithin noch unbekannte Tropenkrankheit eingeschleppt wird. Bundesweit existieren bereits über hundert gentechnische Anlagen der Risikostufe drei. Allerdings stellt sich die Frage, warum das Vorhaben gegenüber der örtlichen Bevölkerung verschwiegen wurde. Eine jW-Anfrage beim Bürgermeister der Gemeinde Weilerbach blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Eine Mitarbeiterin ließ jedoch durchblicken, dass die Angelegenheit für Unruhe sorgt. Ahnungslos gibt man sich sowohl beim Bau- als auch beim Bundesinnenministerium. Gegenüber jW verwies ein Sprecher am Freitag auf die fehlende Zuständigkeit seines Hauses. Auf denselben Standpunkt stellte sich in der BPK das Auswärtige Amt.
Aber wer ist denn dann zuständig? Und braucht es für ein so sensibles Projekt nicht eine gesonderte Genehmigung durch deutsche Behörden? Auch dazu wussten mehrere Regierungsvertreter nichts zu sagen. Dabei ist der Bund finanziell involviert, durch Übernahme von Planungs- und Baubetreuungskosten. Die sollten sich ursprünglich auf 151 Millionen Euro belaufen, sind aber, Stand September 2024, bereits auf 266 Millionen Euro hochgeschnellt. Bei so viel Steuergeld wünscht man sich mehr Durchblick, wofür es überhaupt ausgegeben wird.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
-
Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude (15. Februar 2025 um 00:47 Uhr)»Allerdings stellt sich die Frage, warum das Vorhaben gegenüber der örtlichen Bevölkerung verschwiegen wurde.« Weil die Antwort auf der Hand liegt. Es handelt sich um einen Skandal ersten Ranges, wenn die USA in einem fremden Land, auf ihrem (!) Stützpunkt, der (warum eigentlich?) von diesem fremden Staat mit großen Summen teilfianziert wird, Mittelstreckenwaffen installiert, ohne dass das Parlament des Gastgeberstaates darüber auch nur diskutierte. Dann der zweite Skandal: Obwohl es klar ist, dass dieser Stützpunkt im Kriegsfall ein bevorzugtes Ziel der gegnerischen Seite wäre, versammelt man in unmittelbarer Nachbarschaft die gefährlichsten Viren der Welt, die für die deutsche Bevölkerung und andere Länder eine weit größere Bedrohung darstellen als die Mittelstreckenraketen in der Nachbarschaft des Labors. Raketen können heuzutage auch nichtatomar ausgeschaltet werden, dann sind sie wirkungslos. Dies träfe allerdings nicht auf Kranheitserreger zu, die sich auf Grund einer fehlgeleiteten Rakete oder wegen Folgen abgeschossener Raketen aus dem Labor in aller Welt verbreiten könnten. Bei Covid-2 handelte es sich »nur« um einen Erreger. Doch um wie viele Erreger handelt es sich dort? Jedes Biolabor, welches von den USA ausgelagert werden wird, betrachten diese daher als Vorteil und Schutz für ihre Sicherheit – mit Recht. Doch mit welchem Recht vernachlässigt die Bundesregierung in einer solchen Weise die Sicherheitsinteressen der deutschen Bevölkerung? Nun haben die USA allerdings das Problem, dass der Platz für ihre ehedem 14 US-Labore in der Ukraine dort langsam knapp wird und man Ausschau hält, wer künftig diesen Rang der Ukraine einnehmen könnte.
Ähnliche:
- Kay Nietfeld/dpa19.12.2022
Fadenscheinige Rechtfertigung
- Maurizio Gambarini/dpa26.03.2021
Desaster ohne Ende
- Marijan Murat/dpa27.10.2020
Spiel auf Zeit
Mehr aus: Inland
-
Gegen Kriegstüchtigkeit, Raketenstationierung und Völkermord
vom 15.02.2025 -
»Man kann nur kooperieren oder sich widersetzen«
vom 15.02.2025 -
Arbeitskampf geht weiter
vom 15.02.2025 -
Ganz am Anfang
vom 15.02.2025 -
Einfach weg
vom 15.02.2025 -
Zukunft für Stinker, nicht für Jobs
vom 15.02.2025