Versteckspiel um Biolabor
Von Ralf Wurzbacher![5.jpg](/img/450/205498.jpg)
Die US-Armee lässt derzeit in Weilerbach bei Kaiserslautern, in direkter Nachbarschaft zum Luftwaffenstützpunkt Ramstein, ein Militärkrankenhaus hochziehen – mit 4.000 Zimmern, 120 Behandlungsräumen und neun OP-Sälen. Das ist kein Geheimnis. Nicht bekannt war bis dato, dass die Planungen für den riesigen Gebäudetrakt offenbar auch die Errichtung eines Biolabors der Risikostufe drei umfassen, in dem künftig mit pathogenen Erregern experimentiert werden könnte. Was von offizieller Seite noch zu keiner Gelegenheit kommuniziert wurde, hat ein am Projekt beteiligtes Bauunternehmen frank und frei auf seinem Firmenportal ausgeplaudert, und dies schon vor über drei Monaten. Bis zur Bundesregierung hat sich das nicht herumgesprochen – angeblich. Man habe davon keine Kenntnis, erklärte am Donnerstag in der Bundespressekonferenz (BPK) eine Sprecherin des Bundesbauministeriums gegenüber einem Journalisten des Portals Nachdenkseiten.
Die mit medizinischen Spezialbauten befasste HT Group mit Sitz im mittelfränkischen Heideck hatte am 28. Oktober per Pressemitteilung über ihr Engagement bei der Errichtung der »größten amerikanischen Klinik im Ausland« informiert. Ihr »Leistungsumfang« beinhalte demnach den »Operationsbereich, die Krankenhauspharmazie nach GMP-Anforderung und das Biosicherheitslabor nach BSL-3«. In einer solchen Einrichtung würden »hochinfektiöse Erreger oder Substanzen untersucht, die schwere Krankheiten verursachen können und eine Gefahr der Verbreitung in der Bevölkerung darstellen«, hieß es weiter. Gegenüber junge Welt äußerte sich die für die Veröffentlichung verantwortliche Sachbearbeiterin besorgt über die möglichen Konsequenzen ihrer Offenheit. Später kündigte sie nach Rücksprache mit ihrem Vorgesetzten an, die entsprechende Passage aus dem Netz zu nehmen. Seit Freitag mittag ist dort nun zu lesen, die HT Group realisiere »das Sicherheitslabor«.
Das wirkt nicht wie eine vertrauensbildende Maßnahme. So wenig wie die möglichen Pläne selbst. Zu Pathogenen der Biosicherheitsstufe drei gehören unter anderem SARS-CoV-2, das Dengue-, Gelbfieber-, Zika- und Hanta-Virus. Gegen derlei Krankheiten gebe es »wirksame Schutzmaßnahmen oder Therapieformen«, was sie von Stoffen der »höchsten Gefahrenklasse vier« unterscheide, hält das Institut für Virologie des Universitätsklinikums Freiburg auf seiner Webseite fest. Aber: »Von solchen, oft zoonotischen Krankheitserregern, kann dennoch eine erhebliche Gefahr sowohl für den einzelnen Experimentator als auch für die gesamte Bevölkerung oder Nutztiere ausgehen.« Zur Erinnerung: Covid-19 hat die Welt drei Jahre in Atem gehalten. Dabei erhärtet sich der Verdacht immer mehr, dass die Pandemie auf ein experimentelles Virus zurückgeht, das aus einem von den USA mitfinanzierten Labor im chinesischen Wuhan ausgetreten sein könnte.
Denkbar ist gleichwohl, dass das Labor in Weilerbach quasi standardmäßig installiert wird für den Fall, dass von den weltweit eingesetzten US-Soldaten eine gefährliche, mithin noch unbekannte Tropenkrankheit eingeschleppt wird. Bundesweit existieren bereits über hundert gentechnische Anlagen der Risikostufe drei. Allerdings stellt sich die Frage, warum das Vorhaben gegenüber der örtlichen Bevölkerung verschwiegen wurde. Eine jW-Anfrage beim Bürgermeister der Gemeinde Weilerbach blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Eine Mitarbeiterin ließ jedoch durchblicken, dass die Angelegenheit für Unruhe sorgt. Ahnungslos gibt man sich sowohl beim Bau- als auch beim Bundesinnenministerium. Gegenüber jW verwies ein Sprecher am Freitag auf die fehlende Zuständigkeit seines Hauses. Auf denselben Standpunkt stellte sich in der BPK das Auswärtige Amt.
Aber wer ist denn dann zuständig? Und braucht es für ein so sensibles Projekt nicht eine gesonderte Genehmigung durch deutsche Behörden? Auch dazu wussten mehrere Regierungsvertreter nichts zu sagen. Dabei ist der Bund finanziell involviert, durch Übernahme von Planungs- und Baubetreuungskosten. Die sollten sich ursprünglich auf 151 Millionen Euro belaufen, sind aber, Stand September 2024, bereits auf 266 Millionen Euro hochgeschnellt. Bei so viel Steuergeld wünscht man sich mehr Durchblick, wofür es überhaupt ausgegeben wird.
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