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Aus: Ausgabe vom 17.02.2025, Seite 7 / Ausland
Libanon

Israel bleibt und mischt sich ein

Libanon: Abzug von Armee in Frage gestellt, Tötungen gehen trotz Waffenruhe weiter. Proteste gegen Einflussnahme auseinandergetrieben
Von Karin Leukefeld
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Mit Tränengas beantwortet: Protest gegen die verweigerte Landeerlaubnis für einen iranischen Flieger am Sonnabend in Beirut

Die libanesische Hisbollah bereitet für den 23. Februar in Beirut die offizielle Beerdigungsfeier für Hassan Nasrallah, den ehemaligen Generalsekretär der Organisation, und Haschem Safi Al-Din, dessen Stellvertreter, vor. Beide waren kurz nacheinander von israelischen Kampfjets Ende September bzw. Anfang Oktober 2024 ermordet worden. Die Trauerfeier war für Februar vorgesehen und sollte nach dem Abzug der israelischen Armee aus dem südlichen Libanon stattfinden, die nach der 60tägigen Waffenruhe am 26. Januar vollzogen sein sollte. Da die israelische Armee sich nicht zu dem vereinbarten Termin aus dem Süden des Libanon zurückzog – und statt dessen unbewaffnete Zivilisten, die in ihre Dörfer zurückkehren wollten, tötete und verletzte – verlängerten die USA einseitig die Waffenruhe bis zum 18. Februar.

Nun hat die israelische Regierung erneut erklärt, sich auch zum 18. Februar nicht aus dem Libanon zurückziehen zu wollen. Zwar werde man einige Dörfer und Städte verlassen, fünf strategische Punkte allerdings würden weiter von israelischen Truppen besetzt gehalten, berichtete Reuters unter Berufung auf israelische Quellen. Israel habe die Zustimmung Washingtons dafür, hieß es. Ein namentlich nicht genannter Beamter der US-Administration erklärte demnach, der libanesische Präsident Joseph Aoun habe die Möglichkeit, Libanon aus dem »Würgegriff der Hisbollah und des Iran« herauszuführen. Das gebe es »nur einmal in einer Generation«. Parlamentssprecher Nabih Berri erklärte dem Bericht zufolge, die Regierung weise das Ansinnen Israels zurück und fordere den kompletten Abzug in dieser Woche. Eine Stellungnahme vom Generalsekretär der Hisbollah, Naim Kassem, wurde für Sonntag abend angekündigt.

In der vergangenen Woche hatte unter dem Druck der US-Administration die neue libanesische Regierung der iranischen Fluggesellschaft Mahan Air die Landung auf dem Internationalen Flughafen von Beirut untersagt. Mit der Maschine wollten Libanesen aus dem Iran in ihre Heimat zurückkehren. Berichten zufolge hatte Israel Washington gegenüber angekündigt, den Flughafen von Beirut zu bombardieren, sollte die iranische Maschine versuchen in Beirut zu landen. Die libanesische Regierung teilte Teheran daraufhin mit, der Maschine keine Landeerlaubnis zu erteilen. Israel behauptete, Iran benutze zivile Flugzeuge, um Geld für die Hisbollah in den Libanon zu bringen, damit die Organisation »sich wieder aufbauen« könne. Das verstoße gegen die Vereinbarung der Waffenruhe. Die Hisbollah hat die Vorwürfe, die nicht neu sind, zurückgewiesen.

Aus Protest gegen die israelisch-US-amerikanische Einmischung in innerlibanesische Angelegenheiten rief die Hisbollah am Sonnabend erneut zu einem Sit-In in der Nähe des Flughafens auf. Libanesische Polizeikräfte setzten Tränengas gegen die Demonstranten ein. Der Hisbollah-Abgeordnete Hassan Fadlallah forderte eine offizielle Untersuchung des Polizeieinsatzes. Am Vorabend war ein Fahrzeug der UN-Beobachtungsmission UNIFIL unweit des Internationalen Flughafens angegriffen worden und in Flammen aufgegangen. Die Organisation erklärte, der stellvertretende UNIFIL-Kommandeur sei auf dem Weg zum Flughafen gewesen und bei dem Angriff verletzt worden. Die US-Administration beschuldigte die Hisbollah, für den Anschlag verantwortlich zu sein. Diese verurteilte den Anschlag und wies den Vorwurf aus Washington zurück.

Mit Drohnen und Kampfjets verstärkte die israelische Luftwaffe unterdessen am Wochenende ihre Angriffe auf den Süden des Libanon. Am Sonnabend wurde bei Iklim Al-Tuffah ein Fahrzeug direkt getroffen, zwei Personen wurden getötet. Nach Angaben des israelischen Verteidigungsministers Israel Katz soll es sich bei einem der Toten um einen Hisbollah-Kommandeur gehandelt haben. Eine Bestätigung seitens der libanesischen Organisation gab es zunächst nicht. Laut dem Gesundheitsministerium in Beirut erfolgte der Angriff in dem Dorf Arab Salim (in der Provinz Nabatija). Der Produzent des Fernsehsenders Nabaa TV sei dabei getötet worden. Beim Einsturz eines Hauses in Ain Kana in der gleichen Provinz kam eine Person zu Tode. Das Gebäude war zuvor von Israel angegriffen worden. Ein Bulldozer, der von einem Panzer beschützt wurde, zerstörte in dem Dorf Kfar Schuba (bei Hasbaja) ein Wasserreservoir.

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