Wahlkampfhilfe (4). Mehr für Scholz
Von Stefan Gärtner
Endspurt im Bundestagswahlkampf, die Parteien geben alles. Ob es lohnt, lesen Sie hier in loser Folge. (jW)
Zwar sind die Zeiten schlecht, aber dann wieder nicht so schlecht, dass nicht gelegentlich Geld übrig wäre. Geld, das übrig ist, sollte man spenden oder wenigstens auf die Bank tun, damit man nicht irgendwann selbst auf Spenden angewiesen ist. Man kann es freilich auch bei Ebay für Sachen ausgeben, die man so unbedingt gar nicht braucht, und ein Zeichen setzen gegen den immer strenger werden Puritanismus, der nach den Zigaretten jetzt auch den Alkohol entdeckt hat und möchte, dass wir mit 100 Jahren kerngesund und einverstanden sterben.
Eine vierte Möglichkeit: in den SPD-Shop gehen und ein Wahlplakat kaufen, von dem herunter Olaf Scholz, hinter sich die Landesfahne, »Mehr für Dich. Besser für Deutschland«, zusagt. Je nach Ausführung kostet dieses Plakat 22 oder 56 Euro, und es ist verblüffend, dass es einen Markt dafür gibt. Der Gedanke ist vermutlich, dass Leute so sehr für Olaf Scholz sind (oder wenigstens so viel mehr für sich haben möchten), dass sie 22 oder 56 Euro für ein »Spitzenkandidatplakat« samt »ausreichend Kabelbinder« bezahlen. Das sind vermutlich dieselben Leute, die auch in die Spielbank gehen und 56 Euro auf Rot (sic!) setzen in der Hoffnung, mit 112 Euro nach Hause zu gehen. Viel häufiger geht man aber aus der Spielbank mit gar nichts nach Hause, doch wer nicht kämpft, hat ja immer schon verloren, und mehr als verlieren kann die SPD schließlich nicht. Im weiteren, geradezu höheren Sinn steckt im Vorgang aber auch die Lehre, dass dem Erfolg das Investment vorangeht, dass von nichts also nichts kommt und die Schuldenbremse Schwachsinn ist. Auch das ist besser für Deutschland, wobei es für den Ebay-Verkäufer, bei dem ich die alte Armbanduhr, die ich gar nicht brauche, eben nicht kaufe, schlechter ist. Wenn der sich nun darüber radikalisiert und AfD wählt?
»Es bleibt schwierig« (Walter Giller), wird aber einfacher, wenn man bloß richtig hinsieht: Die Preise beziehen sich auf 25 bzw. 50 Stück. So bleibt es zwar sinnlos, gibt aber immerhin viel davon, und dass die deutsche Sozialdemokratie und ihr Nochkanzler nicht fest zur Marktwirtschaft stünden, wird sich nicht behaupten lassen.
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