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Aus: Ausgabe vom 18.02.2025, Seite 1 / Ausland
US-Russland-Treffen

Diplomatischer Städtetrip

Lawrow und Rubio treffen sich in Riad. Europäische Mächte beraten in Paris
Von Philip Tassev
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Reisediplomatie auf Hochtouren: Beim saudischen Kronprinzen geben sich die Gäste die Klinke in die Hand (Riad, 17.2.2025)

Die Ankündigung von Gesprächen zwischen Washington und Moskau zur Beilegung des Ukraine-Konflikts sorgt nicht nur in den europäischen Hauptstädten für aufgeregtes Treiben. Während sich der russische Außenminister Sergej Lawrow und Präsidentenberater Jurij Uschakow am Montag auf den Weg ins saudische Riad machten, um dort diesen Dienstag mit US-Außenminister Marco Rubio und Trumps Sicherheitsberater Mike Waltz zusammenzukommen, flog der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij in die Vereinigten Arabischen Emirate, bevor am Dienstag ein Treffen mit seinem türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdoğan in Ankara ansteht. Geplant sei aber auch ein Abstecher nach Saudi-Arabien, teilte Selenskij mit. Sein Besuch bei Kronprinz Mohammed bin Salman stehe zwar in keinem Zusammenhang mit den russisch-US-amerikanischen Beratungen. Er werde den saudischen Thronerben aber »natürlich fragen, was er darüber weiß – nur so aus Neugierde«, fügte Selenskij auf der Pressekonferenz in Abu Dhabi hinzu. Mögliche Ergebnisse des US-russischen Treffens werde die ukrainische Regierung sowieso nicht anerkennen, da sie nicht daran beteiligt ist.

Die Reaktion der europäischen NATO-Staaten auf die Gespräche in Riad besteht in einer »Ukraine-Konferenz«, zu der kurzfristig der französische Präsident Emmanuel Macron für Montag nachmittag nach Paris eingeladen hatte. Seit Washington verlauten ließ, die US-Armee stehe nach einem Waffenstillstand nicht bereit, um die »Sicherheit« der Ukraine zu garantieren, werden wieder jene Stimmen laut, die die Entsendung einer europäischen »Friedenstruppe« fordern. Der britische Premierminister Keir Starmer bot bereits vor der Konferenz Soldaten an. In Stockholm schloss man die Beteiligung eines schwedischen Kontingents zumindest nicht aus. Polens Ministerpräsident Donald Tusk lehnte vor seinem Abflug nach Paris eine Stationierung polnischer Truppen in der Ukraine allerdings ab. Er kündigte lediglich eine logistische und politische Unterstützung jener Länder an, die bereit sind, ihre Soldaten zu entsenden.

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (18. Februar 2025 um 10:22 Uhr)
    Langsam sollte klar werden, dass es in den Verhandlungen zwischen den USA und Russland nicht vorrangig um die Ukraine geht, sondern um die Neuausrichtung der globalen Machtverhältnisse. Die geopolitische Ordnung verändert sich, und damit auch die sicherheitspolitischen Interessen Europas. Der Ukraine-Krieg ist dabei nur ein Teil eines viel größeren strategischen Spiels. Für Washington hat die Eindämmung der wachsenden Achse zwischen Russland und China höchste Priorität. Um diesen Block zu schwächen, könnte die US-Regierung erhebliche Zugeständnisse an Moskau machen. Eine Annäherung Russlands an den Westen, die Rückkehr in internationale Wirtschaftsstrukturen und möglicherweise sogar in exklusive politische Formate wie die G8 wären in diesem Kontext keine Überraschung. Letztlich steht hinter all diesen Entwicklungen das übergeordnete Ziel der USA, ihre wirtschaftliche und finanzielle Vormachtstellung zu sichern. Ohne eine stabile globale Stellung des Dollars gerät die wirtschaftliche Basis der Vereinigten Staaten ins Wanken – und genau das dürfte das zentrale strategische Kalkül hinter den aktuellen diplomatischen Manövern sein.
  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Torsten Andreas S. aus Berlin (18. Februar 2025 um 03:04 Uhr)
    Vertreter*innen der Regierungen der USA und der Russländischen Föderation sind zum Treffen in die Hauptstadt Saudi-Arabiens unterwegs und treffen mit großem Gefolge dort ein. Zweite Nachricht: Herr Selenski (das kleine Jot für das Ikratkoje=kurzes i am Namensende wird nicht gebraucht und Ypsilon fürs Ikratkoje gibt es im Kyrillischen nicht. Das kleine U (=y) ist identisch.) fliegt nach VAE, danach wohl nach Taiwan (exakt: Republik China, kein Bestandteil der Volksrepublik China) und im direkten Anschluss wohl zu den wichtigsten Verbündeten und Anerkennerstaaten Taiwans: Tuvalu, Vanuatu, Palau und den Grenadinen und von dort nach Guatemala, Belize und der Dominikanischen Republik (insgesamt sinds zwölf Anerkennerstaaten. Hab den Vatikanstadt vergessen – kein Quatsch!). Was danach? Osterinsel? Tahiti fehlt noch. Alles Verbündete Selenskis gegen Russland, China, Iran, Nordkorea, Brasilien, Indien, Südafrika, Saudi-Arabien … Ist die Regierung der Ukraine jetzt mehr mit Israel oder mit den arabischen Völkern und Staaten zusammen? Mal Palästina oder VAE? Man weiß ja nicht: Mal Geld von hier, mal Gold von da – Prioritäten ergeben sich zwangsläufig. Frieden ist schließlich eine ganz andere Frage.

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