Westafrika nicht mehr billig zu haben
Von Georges Hallermayer
Das Selbstbewusstsein der afrikanischen Staaten ist im vergangenen Jahrzehnt deutlich gewachsen. Nicht nur profitieren die Länder von Projekten der von China initiierten »Neuen Seidenstraße«, sondern auch von der Kooperation mit den BRICS-Staaten. Gerade die westafrikanischen Länder Mali, Burkina Faso und Niger, allesamt ehemalige französische Kolonien, streben über die Allianz der Sahelstaaten (Alliance des États du Sahel, AES, jW) eine politische und wirtschaftliche Emanzipation von Frankreich, der EU und den USA an. Umgesetzt werden soll die dortige wirtschaftliche Transformation mit Hilfe der Ausbeutung einheimischer Bodenschätze.
So sind in Mali die staatlichen Lizenzen zur Ausbeutung der dortigen Goldminen nicht mehr gegen eine läppische Zehnprozentbeteiligung des Staates zu haben. Vielmehr legt das von der dortigen Regierung geänderte Bergwerkgesetz eine Erhöhung der staatlichen Provision auf 30 Prozent fest. Der Staat Mali will Druck auf internationale Konzerne ausüben. So sollen Erze nicht mehr zu Niedrigpreisen exportiert werden dürfen, sondern zu dem am Weltmarkt orientierten Kurs. Westliche Firmen hatten durch diese Billigpreise die Steuer drücken können. Jetzt fordert die malische Regierung eine halbe Milliarde US-Dollar Steuernachzahlung von Barrick Gold, einem kanadischen Unternehmen, nachdem dem dortigen Unternehmensvertreter Geldwäsche vorgeworfen worden war.
Die Nachbarstaaten Burkina Faso und Niger drohen internationalen Konzernen sogar mit dem Entzug der Lizenzen. Im Zuge dessen verlor das kanadische Bergbauunternehmen Iamgold 15 Prozent seines Börsenwerts und zog sich daraufhin zurück. Auch die Regierung von Niger entzog dem französischen Bergbaugiganten Lizenzen für den Uranbergbau. Produktion und Verarbeitung sollen nun in ein staatseigenes Unternehmen überführt werden. Dennoch verbleiben das kanadische Bergbauunternehmen Global Atomic und der chinesische Kraftwerksbetreiber CNNC im Lande. Auch das Exportverbot von Bodenschätzen soll in Niger ausländische Konzerne in ihre Schranken weisen – so zum Beispiel die französischen Betreiber der Uranmine von Somair. Die Weiterverarbeitung von Rohstoffen und Bodenschätzen in Afrika von afrikanischen Firmen ist ein zentrales Element der Reindustrialisierungsstrategie der afrikanischen Staaten.
Doch nicht nur in den drei AES-Ländern, sondern auch im Nachbarstaat Guinea rumort es. Das Land besitzt ein Drittel der weltweiten Bauxit-Aluminium-Reserven und mit Simandou sogar die größte Eisenerzlagerstätte. Entsprechend spielt das Land eine wichtige Rolle auf dem Weltmarkt der seltenen Erden. In dem westafrikanischen Land soll die Guinea Alumina Corporation (GAC) eine Aluminiumoxidraffinerie bauen, doch die Bauvorbereitungen kommen nicht voran. Die Übergangsregierung unter General Mamady Doumbouya übt daher Druck auf das Mutterunternehmen, die Emirates Global Aluminium (EGA), aus. Der Spatenstich sollte laut Vorvertrag von Juni 2024 schon Anfang 2025 erfolgen. Das arabische Unternehmen, Weltmarktführer in der Aluminiumproduktion, besitzt auch die einzige Bauxitmine, an der der guineische Staat noch nicht beteiligt ist. Eine Vereinbarung zwischen Unternehmen und Staat sieht eine Beteiligung Guineas von 10 Prozent am Bauxitabbau sowie einen fünfprozentigen Anteil an der Raffinerie vor. Die Regierung wird außerdem den Vorsitz und einen weiteren Sitz im Verwaltungsrat der GAC erhalten.
Da Guineas Zoll nicht nur den Export von Bauxit im Oktober untersagte – die Produktion lief nebenbei bemerkt weiter – entstand für das arabische Unternehmen ein schwerer finanzieller Schaden. Denn 15 Millionen Tonnen konnten so nicht ausgeführt werden. Die staatliche Eisenbahngesellschaft stellte außerdem im November den Transport zu den Lagerflächen im Hafen von Kamsar ein. Seitdem geht nichts mehr im Streit zwischen Staat und Unternehmen. Seit Dezember wird verhandelt. Die schwächelnde Konjunktur hat GAC im übrigen zum Anlass genommen, die Hälfte der 3.000 Beschäftigten in Kurzarbeit zu schicken, sehr zum Missfallen der Regierung.
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