Links & bündig: Jetzt bestellen!
Gegründet 1947 Sa. / So., 22. / 23. Februar 2025, Nr. 45
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Links & bündig: Jetzt bestellen! Links & bündig: Jetzt bestellen!
Links & bündig: Jetzt bestellen!
Aus: Ausgabe vom 22.02.2025, Seite 8 / Ansichten

Sodom und Gomorrha

Israels Pläne für den Gazastreifen
Von Knut Mellenthin
imago804099475.jpg
Aus der Sicht der Hamas gehen Gewalt und Terror vom israelischen Besatzungsregime aus (Khan Junis, 20.2.2025)

Diesen Sonnabend endet voraussichtlich mit der Übergabe von sechs männlichen Israelis an das Rote Kreuz die erste Phase des im Januar vereinbarten Gefangenenaustausches mit der Hamas. Die Verhandlungen über die zweite Phase haben offenbar noch nicht einmal richtig begonnen. Es geht dabei um männliche Angehörige der israelischen Streitkräfte auf der einen und inhaftierte Palästinenser auf der anderen Seite.

Aber egal, wie die Verhandlungen laufen und wie schließlich die Ergebnisse aussehen: Dass es danach einen dauerhaften Waffenstillstand oder gar einen politisch und rechtlich fundierten Friedensschluss geben wird, erscheint äußerst unwahrscheinlich. Israels Premierminister will den Krieg gegen die Hamas »bis zum totalen Sieg« und deren vollständiger Vernichtung weiterführen, wie er immer wieder erklärt. Israel wolle »Rache nehmen für das Blut« der am 7. Oktober 2023 und in dessen Folge getöteten Israelis, wie Benjamin Netanjahu am Freitag noch einmal beschwor.

Israels Politiker sprechen bei ihren Drohungen von der Hamas und den »Terroristen«, aber viele meinen damit die gesamte Bevölkerung Gazas, wenn nicht sogar alle Palästinenser. »Da draußen ist eine ganze Nation, die verantwortlich ist«, urteilte Präsident Isaac Herzog schon am 13. Oktober 2023 auf einer Pressekonferenz. »Diese Rhetorik über Zivilisten, die nichts wussten, die nicht beteiligt waren«, sei »absolut unwahr«.

Der Mann kommt aus der sozialdemokratischen Arbeitspartei, ist also kein »Rechter«. Aber er klang ähnlich wie der Knessetabgeordnete Ohad Tal von der extrem rechten Partei »Religiöser Zionismus«, der am Freitag die Bevölkerung des Gazastreifens als »Kollektiv von Mördern« bezeichnete und eine Linie zur Vernichtung der Städte Sodom und Gomorrha durch einen von Gott geschickten Feuer- und Schwefelregen zog: »Es gibt keine gerechte Person in Sodom.«

Ebenfalls am Freitag erklärte der für die außerhalb Israels lebenden Juden zuständige Minister Amichai Chikli, dass »eine Gesellschaft, die eine Kultur des Mordens und des Todes pflegt, kein Existenzrecht hat«. Chikli gehört der von Netanjahu geführten Likud-Partei an. Der Minister für innere Sicherheit Itamar Ben-Gvir von der extrem rechten Partei »Jüdische Stärke« steuerte den Spruch bei, »dass diese Nazis nicht weiterleben dürfen«.

In Washington scheinen solche Drohungen und Absichten auf Verständnis zu stoßen. Außenminister Marco Rubio warb am Freitag in einem Interview mit dem Sender Fox News dafür, die Hamas zu »beseitigen«, weil es sonst niemals Frieden im Gazastreifen geben werde. Wenn eine solche Organisation jenseits der Grenzen der USA zu Mexiko oder Kanada tätig wäre, »würden wir sie ausschalten, würden sie vernichten«. Netanjahu braucht man so etwas nicht extra zu sagen: Er rechnet ohnehin auf Donald Trumps uneingeschränkte Unterstützung bei allem, was er tut.

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

Ähnliche:

  • Von Israel als makabre Show gebrandmarkt: Übergabe der Leichname...
    22.02.2025

    Netanjahu will Rache

    Israel beklagt falsche Leiche von Geisel und eskaliert in Richtung Hamas

Mehr aus: Ansichten