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Aus: Ausgabe vom 22.02.2025, Seite 2 / Ausland
Gazakrieg

Netanjahu will Rache

Israel beklagt falsche Leiche von Geisel und eskaliert in Richtung Hamas
Von Knut Mellenthin
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Von Israel als makabre Show gebrandmarkt: Übergabe der Leichname von vier Geiseln an das Rote Kreuz (Khan Junis, 20.2.2025)

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hat am Freitag angekündigt, Hamas werde »den vollen Preis bezahlen«, weil bei der Übergabe von vier toten Geiseln am Vortag nicht die Leiche von Schiri Bibas, sondern die einer unbekannten Palästinenserin aus dem Gazastreifen im Sarg gelegen habe. Damit habe Hamas die mit einem Waffenstillstand verbundene Vereinbarung zum Gefangenenaustausch gebrochen. »Möge Gott ihr Blut rächen«, schloss Netanjahu seine Erklärung, »auch wir werden Rache nehmen.«

Schiri Bibas war am 7. Oktober 2023 zusammen mit ihrem Ehemann und ihren gemeinsamen Kindern Ariel und Kfir von bewaffneten Palästinensern aus dem Gazastreifen entführt worden. Jarden Bibas wurde am 1. Februar freigelassen. Den Tod seiner Frau und der Kinder, laut Hamas-Aussage als Folge eines israelischen Luftangriffs, hatte die Organisation schon im November 2023 gemeldet. Israel bestreitet das und behauptet, die Obduktion der Kinderleichen – eines zehn Monate alten Kleinkinds und eines Vierjährigen – habe ergeben, dass diese »mit schrecklicher Grausamkeit ermordet« worden seien.

Hamas äußerte sich erstaunt über den israelischen Vorwurf, dass eine falsche Leiche im Sarg gelegen habe, schloss aber die Möglichkeit eines Irrtums ausdrücklich nicht aus und kündigte an, »die Anschuldigungen sehr gründlich zu untersuchen«. Was die Hamas sich von einem bewussten Betrug versprochen haben könnte, der bei der Obduktion in Israel selbstverständlich sofort auffliegen musste, ist allerdings nicht ersichtlich.

Weiter versicherten Sprecher der Hamas, an der vollständigen Umsetzung der Vereinbarungen mit Israel festhalten und »alle unsere Verpflichtungen erfüllen« zu wollen. Die Organisation warf der israelischen Regierung ihrerseits vor, die unter Vermittlung Ägyptens, Katars und der USA stattfindenden indirekten Verhandlungen über die zweite Phase des Gefangenenaustausches in die Länge zu ziehen und zu gefährden. Netanjahu hat mehrfach definitiv angekündigt, den Krieg gegen die Bevölkerung des Gazastreifens nach Abschluss des Austausches wiederaufzunehmen und bis um »totalen Sieg« weiterzuführen. An diesem Sonnabend will die Hamas sechs männliche Geiseln freigeben. Damit wäre die erste Phase der Vereinbarungen abgeschlossen.

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