Was kommt nach Franziskus?
Von Gerhard Feldbauer
In ihrer täglichen Mitteilung über den Zustand von Papst Franziskus haben die Vatikan News am Dienstag berichtet, das Oberhaupt der katholischen Kirche habe »die Nacht ruhig durchgeschlafen und ruhe sich weiter aus«. Das sollte anscheinend die Öffentlichkeit beruhigen. Denn gleichzeitig war bekanntgeworden, dass Franziskus zwei weitere Atemkrisen durchgemacht hat und erneut beatmet werden musste.
Der Pontifex war am 14. Februar wegen einer Bronchitis in die Gemelli-Klinik in Rom eingeliefert worden. Die Erkrankung entwickelte sich zu einer beidseitigen Lungenentzündung weiter. Wie La Repubblica berichtete, herrscht im Vatikan zunehmend Unruhe. Trotz verschiedener besänftigender Appelle aus der Kurie werde längst über Franziskus’ Nachfolge spekuliert. Am häufigsten werde dabei die Nummer zwei des Vatikans genannt, der 70jährige Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Als weitere Italiener seien die Kardinäle Pierbattista Pizzaballa, Matteo Zuppi und Claudio Gugerotti im Gespräch. Zum Kreis der Kandidaten gehörten aber auch Nichtitaliener wie Péter Erdő aus Ungarn, Jean-Claude Hollerich aus Luxemburg, Wim Eijk aus den Niederlanden, Jean-Marc Aveline aus Frankreich, Luis Antonio Tagle von den Philippinen, Stephen Chow aus Hongkong oder Fridolin Ambongo Besungu aus der Demokratischen Republik Kongo. Wahlberechtigt in einem Konklave wären aktuell 137 Kardinäle aus aller Welt. TG 24 schrieb, dass der 2013 gewählte Papst Franziskus die Kirche in einem innovativen Pastoralstil geführt habe, den Dialog mit den Schwächsten bevorzugte und sozialen und ökologischen Fragen besondere Aufmerksamkeit schenkte. Die Frage sei, ob es unter einem Nachfolger dabei bleiben werde.
Der frühere Erzbischof von Buenos Aires Jorge Maria Bergoglio, wie Franziskus mit bürgerlichem Namen heißt, war 2013 angesichts der tiefen Krise, in die Karol Wojtyła alias Johannes Paul II. aus Polen und Joseph Ratzinger alias Benedikt XVI. aus Deutschland die Kirche gestürzt hatten, ins Amt gebracht worden. Bei dem Versuch, die schlimmsten Konsequenzen des Wirkens seiner reaktionären Vorgänger zu begrenzen, stieß Franziskus immer wieder, zuletzt auf der jüngsten Synode, auf Widerstand. Zwar hat das Kirchenoberhaupt mit Ernennungen neuer Kardinäle versucht, die Wahl eines Nachfolgers, der seinen Kurs fortsetzt, abzusichern. Ob das aber ausreicht, ist unsicher.
So wachsen Befürchtungen, die Erzreaktionäre könnten nach Franziskus wieder einen ihnen genehmen Kandidaten durchsetzen. Es werden Erinnerungen an die sogenannte USA-Vatikan-Connection wach, die Wojtyła 1978 auf den Papstthron hievte. Der alten Garde missfällt vor allem, dass Franziskus sich für Frieden und Völkerverständigung einsetzte und auch Abstand zum alt-neuen US-Präsidenten hält. Ihnen geht es darum, die Kurie fest hinter den USA und auch der EU zu positionieren, um das orthodoxe Russland als Weltmacht dauerhaft auszuschalten.
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