Spengler, Röhl, Ebstein
Von Jegor Jublimov
In diese Woche fällt der Internationale Frauentag, und mit gutem Grund würdigen wir zuerst Carl Martin Spengler. Er wurde am Dienstag 65 Jahre alt, und man kann mit ihm am Sonntag in seinem Stammhaus, dem Theater im Palais, nachfeiern. Mit seiner Kollegin Ildiko Bognar erinnert er an die Vorkämpferin der Frauenbewegung und kompromisslose Pazifistin Hedwig Dohm (1831–1919). Der in Leipzig gebürtige Spengler ist seit Studienjahren Berliner und spielte zwischen 1983 und 1992 in mehreren Kino- und Fernsehfilmen (»Wengler & Söhne«, 1987). Als sein Theater im Palast der Republik 1990 abrupt geschlossen wurde, gründete er mit Kollegen das Theater im Palais ganz in der Nähe. Hier, neben dem Zeughaus, interpretiert er in Soloabenden Franz Kafka, Otto Reutter und Georg Kreisler. Weil Hildegard Knef in diesem Jahr 100 geworden wäre, hat er besonders viel zu tun, denn auch ihr widmet er ein Programm.
Mit Kleinkunst hat phasenweise auch Bärbel Röhl Erfolg gehabt, sogar auf Platt. Nicht weit von Waren (Müritz) kam sie am 6. März vor 75 Jahren zur Welt und hatte nach dem Schauspielstudium in Leipzig ihre intensivsten Theaterjahre in Schwerin, wo sie von 1979 bis 1992 große Rollen spielte, auch Margarete in Christoph Schroths legendärer »Faust«-Inszenierung (vom DFF übernommen). Röhl zählte zu den Kolleginnen, deren Widerspruchsgeist noch lebte, was ihr manchen Ärger einbrachte. Ab 1992 schlug sie sich als freie Schauspielerin durch, spielte in Serien (»Gute Zeiten, schlechte Zeiten«, 1997/98; »In aller Freundschaft«, 2014 mit ihrer Nichte Henriette Richter-Röhl), stand aber neben kleinen Programmen auch auf der Musicalbühne ihre Frau. Lieben Sie Pur? Die Band wird 50, und seit 2023 gibt es das Musical »Abenteuerland« mit den Melodien der Gruppe, in dem Röhl als Oma Lena bis jetzt siebenmal wöchentlich in Düsseldorf vor vollem Haus auf der Bühne stand. Sie genießt die Theateratmosphäre und den Beifall nach wie vor. Ende des Jahres soll es in anderen Städten, darunter auch Berlin, weitergehen.
Kleinkunst (Heine-, Tucholsky- und Brecht-Songs) zählt auch zum fast unübersehbaren Lebenswerk von Katja Ebstein. Sie wurde am 9. März vor 80 Jahren in Niederschlesien geboren und wuchs in Berlin-Reinickendorf in der Epensteinstraße auf, von der sie ihren Künstlernamen ableitete. Ihren musikalischen Durchbruch schaffte sie durch ihren ersten Ehemann Christian Bruhn, der für sie Titel schrieb, die zu erfolgreichen Schlagern wurden. »Wunder gibt es immer wieder« verhalf ihr 1970 zum internationalen Durchbruch beim Grand Prix. Dabei war sie immer politisch links aktiv, in der Unterstützung der Studentenbewegung wie im Wahlkampf für Willy Brandts SPD. Sie trat seit 1972 im »Kessel Buntes« des DFF mehrfach auf, und mit ihrem zweiten Ehemann, dem Regisseur Klaus Überall, drehte sie mit dem DFF die 39teilige Reihe »Unterwegs in der DDR«, in der von Gisela May über Horst Drinda bis zu Frank Schöbel viele Ostlieblinge mitmachten. Sie unterstützte zeitweise Die Linke, und im vergangenen Jahr engagierte sie sich öffentlich gegen die AfD.
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