Rosenkohl al forno
Von Maxi Wunder»Dass die wichtigsten Dinge durch Röhren getan werden. Beweise erstlich die Zeugungsglieder, die Schreibfeder und unser Schießgewehr, ja was ist der Mensch anders als ein verworrnes Bündel Röhren?« Das Aperçu stammt aus Georg Christoph Lichtenbergs von 1764 an geführten »Sudelbüchern« (Buch E 1775–1776). Es ließe sich heute ergänzen um eine weitere Röhrenart: die Gaspipeline. Vergangene Woche entschieden die Russen eine Schlacht für sich, indem sie eine Pipeline im Kursker Bogen als Tunnel für einen Überraschungsangriff auf die ukrainische Garnison Sudscha nutzten.
Die Röhre als Ort der Erschaffung, Erzählung und Vernichtung von Leben – da kann das Ofenrohr nicht mithalten. Wenngleich es sich als ungeheuer nützlich erweist: Dick und rußig entlässt es pflanzendüngendes CO2 in die Atmosphäre und verhindert Gasvergiftungen bei kochwütigen Kommunarden. Heute gibt es:
Rosenkohl al forno
Den Ofen auf 200 °C (Ober-/Unterhitze) vorheizen. 400 g geputzten Rosenkohl (die Rosen halbiert), 250 g in dünne Scheiben geschnittene Kartoffeln und eine in feine Scheiben geschnittene Möhre in einer Pfanne mit Olivenöl anbraten, dann in eine Auflaufform geben. Eine gewürfelte Zwiebel und zwei gehackte Knoblauchzehen glasig dünsten, mit 200 ml Sahne und 100 ml Gemüsebrühe ablöschen, einen TL Senf, einen TL Thymian, einen halben TL Muskat sowie Salz und Pfeffer einrühren. Die Soße über das Gemüse gießen, mit 100 g geriebenem Bergkäse bestreuen und 25 Minuten backen. Dazu passt Weißburgunder oder Grüner Veltiner.
Als Dessert: Birne al forno
Ofen auf 180 °C runterdrehen. Zwei reife Birnen halbieren und Kerngehäuse entfernen. Die Hälften mit Zitronensaft beträufeln und in eine Auflaufform legen. Zwei EL Honig, einen halben TL Zimt und 30 g gehackte Walnüsse mischen und in die Vertiefung der Birnen füllen. 20 g Butter in kleinen Flöckchen darüber verteilen. Ca. 20 Minuten backen, bis die Birnen weich sind. Warm servieren – eventuell mit einer Kugel Vanilleeis oder einem Löffel Mascarpone.
»Die Plakataktion ›Nein zu Kriegskrediten 1914 und 2025‹, gefällt mir«, bekennt Udo und meint den Protest des BSW am 18. März im Bundestag zur Abstimmung des »Milliardenpakets« für Aufrüstung und noch was. »Aber warum sind die Transparente in lila-pink-orange?« – »Ton in Ton mit der Kostümfarbe der Chefin«, kommentiert Rossi, »eine Finissage im Parlament muss Chic haben. Sahra geht – die Bilder bleiben.«
Bilder, die unsere kriegsverrückten Verantwortlichen offenbar vergessen haben, kann man im Antikriegsmuseum in Berlin Wedding sehen. Der anarchistische Pazifist Ernst Friedrich (1894 in Wrocław geboren, gestorben 1967 in Perreux-sur-Marne, Frankreich) gründete es im Jahr 1925. Im März 1933 – nach unzähligen Prozessen – stürmten Hitler-Faschisten das Museum, zerstörten es und wandelten es in ein »Sturmlokal« um. 100 Jahre nach der Museumsgründung gibt es wieder Anlass zur Besorgnis. »Lasst uns hingehen«, meint Udo, »bevor sie den Laden plattmachen, diese ...« – »Sprich dich aus«, sagt Rossi. »Diese HJ – Hofreiter-Jugend - unter Führung der Asowbrigaden ...« Udo schäumt.
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