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Aus: Ausgabe vom 28.03.2025, Seite 11 / Feuilleton
Jazz in der jW-Maigalerie

Malen nach Noten

»Action Painting«: Georg Plotter malt live zu Jazzmusik von Hannes Zerbe – am kommenden Dienstag in der Maigalerie in Berlin
Von ­Gisela ­Sonnenburg
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Gast- und Taktgeber Hannes Zerbe

Für die Künstler wird es ebenso eine Premiere sein wie fürs Publikum. Am kommenden Dienstag abend wirken nämlich in der Reihe »jW geht Jazz« in der Maigalerie der Tageszeitung junge Welt in Berlin die bildende Kunst und die Musik live zusammen. Sogenanntes Action Painting (die »Handlungsmalerei«) ist angesagt: Der Künstler und Physiker Georg Plotter wird live zu den Klängen malen, die Berlins Jazzgroßmeister Hannes Zerbe am Klavier und die Sängerin Almut Kühne hervorbringen. Dabei wird nichts vorher einstudiert, das Motto des Abends lautet: Improvisation.

Es wird wohl heiß hergehen. Denn Plotter, Jahrgang 1960, malt nicht irgendwelche abstrakten Striche und Tüpfelchen, sondern hat bevorzugt figürliche und sogar wissenschaftliche Bilder im Kopf. Er ist nicht nur studierter Künstler und Physiker, sondern auch Meteorologe. Und was für Nichtwissende auf seinen Bildern wie eine Farbspirale oder bunte Schlieren aussieht, stellt faktisch etwas sehr Reales dar. Schließlich hat das Wetter viele verborgene Gesichter, die nur der Forscher kennt.

Ob Sonnensturm oder Sternennebel – Georg Plotter wird wissen, was er malt. Die Anregungen, sagt er, kommen bei ihm oft von außen. In der Maigalerie wird es die gute Energie der Livemusik sein, die durch seinen Kopf schießt und durch seine Hände zu Malerei wird. An Leinwandformaten bringt er solche in der Größe von Verkehrsschildern mit, aber auch Quadrate mit den Maßen 60 cm × 60 cm. Die Handlichkeit der Bilder wird darum wichtig sein, weil diese im Anschluss an die Veranstaltung für einen guten Zweck versteigert werden.

Die Musik wird so anregend sein, dass sie auch für sich als Konzert stehen könnte. Da sind souveräne Kräfte am Werk: Almut Kühne, die 1983 in Dresden geboren wurde, studierte zunächst Klavier und Gesang. Dann Jazz an der »Hochschule für Musik Hanns Eisler« in Berlin. Ihre kräftige Stimme ist sozusagen große Jazzoper. Denn sie beherrscht die komplizierten wie die eingängigen Töne, ist aber gerade auf das Schwierige abonniert. Meditativ und eindringlich klingt ihr sirenenhafter Gesang, und Verbindungen der Musik zur Malerei sind ihr nicht fremd.

Hannes Zerbe ist gewissermaßen der Gast- und Taktgeber. Er richtet seit Mai vergangenen Jahres einmal monatlich das Jazzevent »jW geht Jazz« für die junge Welt aus. Mit 83 Jahren, die man ihm nicht anmerkt, hat er die Kenntnisse und Kontakte, um dem Jazz in Berlin Auftrieb zu geben. Als Pianist, Komponist und Leiter des nach ihm benannten Hannes-Zerbe-Jazz-Orchesters jazzt er aber nicht nur in der deutschen Hauptstadt. Zerbe ist international ein Begriff; auch im Crossover mit anderen Künsten als der Musik ist er erfahren. So spielte er vergangenes Jahr mit dem Schauspieler Rolf Becker die DVD »Das Floß der Medusa« von Hans Werner Henze für die junge Welt ein.

In einem knappen Jahr mit »jW geht Jazz« brachte Zerbe nun außer dem Piano schon Klarinetten, Flöten und Gitarren, Schlagzeuge, Rasseln und Saxophone sowie verschiedenste Gesangsstimmen in die Maigalerie. Die Kombination mit Livemalerei ist aber ganz neu in diesem Rahmen – und wird mit Spannung erwartet.

»Action Painting« am Dienstag, 1. April 2025, 19.30 Uhr (Einlass ab 18.30 Uhr) in der Maigalerie der jungen Welt, Torstraße 6, 10119 Berlin. Eintritt: 10 Euro (erm. 5 Euro), Anmeldung erbeten unter: 0 30/53 63 55-54 oder maigalerie@jungewelt.de

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