Geschichte auf Linie gebracht

Nichts und niemand scheint mehr sicher in den Vereinigten Staaten: Weder die eigene Geschichte noch sich legal dort aufhaltende Studenten, Touristen oder Migranten. So geißelt US-Präsident Donald Trump mit einem weiteren von ihm am Donnerstag (Ortszeit) unterzeichneten Dekret vorangegangene »konzertierte und weitverbreitete Bemühungen, die Geschichte unserer Nation umzuschreiben«. Deren Ziel sei es gewesen, »die bemerkenswerten Errungenschaften der Vereinigten Staaten zu untergraben, indem ihre Gründungsprinzipien und historischen Meilensteine in ein negatives Licht gerückt werden«. Das »unvergleichliche Erbe« werde »als inhärent rassistisch, sexistisch, unterdrückerisch oder anderweitig unheilbar fehlerhaft rekonstruiert«, behauptet der verurteilte Sexualstraftäter. Konkret angesprochen werden die renommierte Forschungs- und Bildungseinrichtung Smithsonian, das National Museum of African American History and Culture und das Museum American Women’s History. Seinen Vize J. D. Vance beauftragte er damit, die Änderungen durchzusetzen und Bundesmittel einzubehalten, sollten »gemeinsame amerikanische Werte« herabgesetzt werden.
Meinungsfreiheit gehört offenbar nicht mehr zu diesen Werten, denn immer mehr Menschen verschwinden in Abschiebehaftanstalten der Bundesgrenzbehörde ICE, weil sie »uns anlügen« und »sich an dieser Art von Aktivitäten beteiligen«, wie Außenminister Marco Rubio am Donnerstag im Hinblick auf palästinasolidarische Proteste und den jüngsten Fall der türkischen Studentin Rumeysa Ozturk erklärte. Ihr Verbrechen: Sie forderte ihre Universität gemeinsam mit Kommilitonen vor einem Jahr in einem Meinungsbeitrag ihrer studentischen Zeitung dazu auf, den Genozid in Gaza anzuerkennen und die Zusammenarbeit mit Israel einzustellen. Anfang der Woche wurde sie – wie ein NBC zugespieltes Video zeigt – nach Verlassen ihres Hauses von mehreren dunkel gekleideten und vermummten Personen umstellt und bedrängt. Erst nach einigem Hin und Her weist sich eine Person als ICE-Beamter aus. Ozturk werden Telefon und Rucksack abgenommen, bevor sie in einen Van gezogen und einmal quer durchs Land nach Louisiana verschleppt wird – ohne Anklage und ohne Kontakt zu einem Anwalt. Die neue US-amerikanische Realität. (jW)
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