Monroe-Doktrin lebt noch
Von Volker Hermsdorf
Mit der Ankündigung, eine neue Lateinamerikapolitik einzuläuten, beendete US-Außenminister Marco Rubio am Freitag in Surinam seinen ersten Besuch in der Karibik. Am Vortag hatte er in Guyana mit einer militärischen Intervention in der Region gedroht und dabei Venezuela ins Visier genommen. »Wir haben eine große Marine, die überall auf der Welt eingesetzt werden kann«, erklärte er auf die Frage, was die USA im Falle eines Vorgehens gegen die Anlagen des US-Ölkonzerns Exxon Mobil im Essequibo-Gebiet tun würden. »Es wäre ein sehr schlechter Tag für sie«, fügte er an die Regierung in Caracas gerichtet hinzu.
Venezuela reklamiert das derzeit von Guyana verwaltete Gebiet, auf dem Exxon Mobil nach Öl bohrt, seit mehr als einem Jahrhundert für sich. Beide Länder streiten sich über die Förderungsrechte in der an Rohstoffen reichen Zone. Als Guyana Exxon Mobil im Dezember 2022 mehrere Ölfelder zur Ausbeute überließ, verschärfte sich der Konflikt. Ende vergangenen Jahres prangerte Caracas dann den Ausbau militärischer Einrichtungen an der Grenze zu Venezuela durch die USA an und warnte Washington vor »Abenteuern« in der Region. Marco Rubio zeigte sich davon jetzt unbeeindruckt. Die US-Außenpolitik der vergangenen 20 Jahre müsse überprüft werden, erklärte er auf einer Pressekonferenz zum Abschluss seiner dreitägigen Tour, auf der er Jamaika, Guyana und Surinam besucht hatte. Washington habe »zu viel Zeit mit Ländern und Führern verbracht, die Schwierigkeiten verursachen«, sagte Rubio. »Das werden wir ändern. Wir wollen es ändern. Präsident Trump will es ändern«, sagte der Außenminister. Washingtons künftige Politik werde demonstrieren, dass es »von Vorteil ist, ein Freund, Verbündeter oder Partner der USA zu sein«.
Surinams US-freundlicher Präsident Chandrikapersad Santokhi versicherte Rubio, dass sein Land gemeinsam mit dem benachbarten Guyana ein »wichtiger Partner für die westliche Hemisphäre« sein wolle. Beide Länder hätten bereits erste Schritte für eine gemeinsame Erschließung des ölreichen Guyana-Surinam-Beckens unternommen, an der auch die texanische Apache Corporation beteiligt ist. Am Vortag hatten Guyana und die USA während Rubios Besuch in Georgetown ein Abkommen zur »Stärkung der Sicherheitszusammenarbeit« unterzeichnet. Während Guyanas Staatschef Irfaan Ali danach äußerte, »sehr erfreut« über »den Schutz durch die USA« zu sein, reagierte Venezuelas Präsident Nicolás Maduro verärgert. Er warf Ali vor, Guyana in eine »Tochtergesellschaft des Kolonialunternehmens Exxon Mobil« zu verwandeln, nannte den US-Außenminister einen »Schwachkopf« und fügte hinzu: »Niemand bedroht Venezuela.«
Neben den offiziell genannten Themen verfolgte Rubio mit seiner Tour zwei weitere zentrale Ziele der US-Regierung: Die Zerstörung der kubanischen Gesundheitsprogramme in der Region und die Schwächung der Zusammenarbeit zwischen den Karibikstaaten und Venezuela. Mehrere Inselstaaten profitieren seit 2005 vom Petrocaribe-Abkommen, wonach Caracas ihnen Erdöl zu einem Vorzugspreis liefert.
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